- Ich bin noch in Arbeit.
Es ist ja unblaublich, zu welch günstigen Preisen Flüge zu bekommen sind. Ob das auch sinnvoll ist, kann man natürlich auch kritisch hinterfragen, gerade wenn Fluglinien damit oft jahrelang mit Verlust bilanzieren und damit den Mitbewerber der Markt zerstört wird oder auch vielfach die sozialen Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter unter Druck geraten.
Andererseits wird so auch zusätzlicher Bedarf generiert, zum Preis der 1980er-Jahre wäre ich wohl nicht auf die Idee gekommen, einen Kurztrip in den Südosten Frankreichs zu unternehmen. Schön war der Ausblick vom Flug entlang des nördlichen Alpenrands zum Flughafen Lyon Saint-Exupéry. In Frankreich ging man beim Aufbau des Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsnetzes den Weg, neue Trassen um die Stadtgebiete herum zu führen, der TGV-Bahnhof von Lyon befindet sich direkt beim Flughafen, was in dem Fall natürlich praktisch ist. So hatte ich eine Weiterreise nach Avignon sorgsam geplant und die Tickets besorgt, bloß die französischen Bahngewerkschaften waren damit nicht einverstanden und streikten an diesem Tag.
Als Alternative fand ich einen Fernbuss, der allerdings nicht mit einer Stunde Fahrzeit Avignon erreichte, sondern ab Lyon-Perrache drei Stunden benötigte. Trotzdem entdeckte ich bei meiner ersten Fahrt mit einem Fernbus diese Reiseart als durchaus bequem, die achtstündige Fahrt bis Nizza hätte mich aber doch nicht gelockt. Jedenfalls erreichte ich zwar etwas später als geplant, aber doch problemlos Avignon.
Seine Bekantheit verdankt Avignon den gotischen Bauten aus einer Episode der Geschichte, als die Stadt Zentrum der Christenheit war. Im Mittelalter, zu Beginn des 14. Jahrhunderts, die großen Kreuzzüg ware gerade vorbei, Mittelitalien war in viele kleine Grafschaften zerfallen und im wieder zogen Banditen durch Rom, da machte sich der Einfluß der zu jener Zeit mächtigen französsichen Könige bemerkbar. Nach und nach waren immer mehr Kardinäle französischer Abstammung, so dass bei der Wahl im Jahr 1305 mit Clemens V. erstmals ein Franzose zum Papst bestimmt wurde. Teils aus der Bequemlichkeit, die vertraute Heimat nicht verlassen zu wollen, teils unter Druck des französischen Königs Philipp IV. Avignonesisches_Papsttum bestimmte der neue Papst schließlich Avignon zur neuen Residenzstadt, in der auch sein Nachfolger Johannes XXII. blieb. Mit Benedikt_XII. gelangte 1334 ein Mann auf den Papstthron, der seiner Macht auch prunkvollen Ausdruck verleihen wollte. Mit dem Bau des mächtigen Papstpalasts in Avignon wurde begonnen, einer der größten gotischen Residenzen entstand.