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Ravenna


Einleitung und Anreise


Es waren bewegte Zeiten, wenn wir in das Ravenna des Jahres 476 n.Chr. reisen. Der Westteil des einst so stolzen Römischen Reiches ging soeben seinem Ende zu. Das Reich war zu schwach geworden, um dem Ansturm der Völkerwanderung (im italienischen Barbarenansturm / Invasioni barbariche) noch großen Widerstand entgegensetzen zu können. Rom selbst war bereits mehrfach geplündert worden (410 durch die Westgoten unter Alarich, 455 durch die Vandalen unter Geiserich, 472 durch germanische Hilfstruppen unter Ricimer), die Hauptstadt des Weströmisches Reich war zuerst nach Mailand und danach ins als uneinnehmbar geltende Ravenna verlegt worden. Der am Hof des Hunnenkönigs Attila aufgewachsene Heerführer Odoaker bezwang jedoch auch diese Stadt, verbannte den letzten Weströmischen Kaiser ins Exil nach Neapel und sandte die Reichsinsignien nach Konstantinopel dem noch fast 1000 Jahre herrschenden Oströmischen Kaiser zu. Der Westgote Odoaker konnte seine Herrschaft nicht lange halten, mit Unterstützung Konstinopels konnte der Ostgotenkönig Theoderich (in der germanischen Sagenwelt als Dietrich von Bern bekannt) 493 Ravenna zum Zentrum seines Herrschaftsgebietes ausbauen, das allerdings auch im Jahr 526 schon wieder sein Ende fand. Das Weströmische Reich hatte sein Ende gefunden, die letzten Jahrzehnte der Spätantike brachen an, bevor in Europa die Epoche des Mittelalters heraufzog.

Diesen Auszug aus der Geschichte sollte man mitbringen, wenn man heute Ravenna besucht. Fantastische Zeugnisse sind von diesen Jahren des historischen Umbruches erhalten, die wollte ich zusammen mit einigen schönen Tagen des Dolce Vita genießen. Nach den so positiven Erfahrungen schaukelte ich also wieder schlummernd mit dem Nachtzug bis Bologna, von dort ist es dann nicht mehr weit bis zum ungefähr 8 km von der Adriaküste entfernten Ravenna.


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Palast des Theoderich


In der Via di Roma gleich neben dem sehr schönen und freundlichen → Hotel findet sich ein altes Gebäude und eine erste Spur der Herrschaft Theoderichs. Zwar ist das Bauwerk etwas jüngeren Datums (8. Jhdt.) und wurde damit irrtümlich lange Zeit als der Palast Theoderichs angesehen, doch schließt es unmittelbar an die ergrabenen (nicht einsehbaren) Fundamente der Palastanlage an, die Theoderich am Rande der antiken Altstadt errichten ließ.


Palast des Theoderich in RavennaPalast des Theoderich in RavennaPalast des Theoderich in Ravenna
“Palast des Theoderich” in Ravenna



Grabmal des Theoderich

Das nächste Bauwerk ist nun aber in seiner Verwendung doch unzweifelhaft, es handelt sich um das ab 520 n.Chr. Mausoleum des Theoderich. Der aus Steinquadern fugenlos ohne Mörtel errichtete zehneckige Bau besticht heute durch seine Schlichtheit, war aber mit Standbildern und Bronzegittern (von Karl d. Großen in die Aachener Pfalzkapelle verbracht) geschmückt. Der Stil greift nicht römisch-byzantinische Vorbilder auf, sondern orientiert sich an Traditionen der Ostgoten. Besonders bemerkenswert ist das Dach, eine Kuppel mit 11m durchmesser und einem Gewicht von ca. 230t, das aus einem einzigen Megalithen hergestellt wurde und mit den zum Transport benötigten Henkeln an einen Königskrone erinnert. Zur Zeit der Errichtung befand sich die Friedhofsanlage unmittelbar am Hafen, jedoch wurde durch die Anschwemmungen des Po, der sein Delta in den letzten 1500 Jahren kilometerweit ins Meer hinausschob, das Land einige Meter angehoben. Bilder aus dem 11. Jhdt. zeigen die Verwendung des Grabmals, mit der Grabkammer im Erdgeschoss und einer Kapelle im Obergeschoss als Teil eines nicht mehr vorhandenen Klosters. Erst im 20. Jhdt. wurde das Mausoleum wieder bis zum Fundament freiglegt und von Zubauten bereinigt. Eine im Obergeschoss aufgestellte Wanne aus Porphyr wird heftig diskutiert. Wenig wahrscheinlich handelt es sich um einen Sarkophag, eher um eine edle Badewanne.


Grabmal des TheoderichGrabmal des TheoderichGrabmal des Theoderich
Grabmal des TheoderichGrabmal des TheoderichGrabmal des TheoderichGrabmal des Theoderich
Grabmal des Theoderich



Basilica di Sant’Apollinare Nuovo


Nur wenige Schritte vom Palast Theoderichs entfernt findet sich eine der Kirchen, die auf seine Gründung um 520 zurück gehen. Betritt man Sant’Apollinare Nuovo, so muss man sich erst orientieren, um den seltsamen Mix aus Baustilen auseinander zu sortieren. Mit der neobarocke Apsis wurde ein Bombenschaden repariert, die kann man getrost vernachlässigen, die Decke stammt aus dem 16. Jhdt.. Das Hauptschiff der Basilika ist jedoch eine eindrucksvolle Kirche des frühen Christentums. Sensationell sind die Mosaike auf den Seitenwänden des erhöhten Mittelschiffes, die weitgehend aus der Errichtungszeit stammen. Der Bautyp der Kirche sowie die Dekoration mit Mosaiken, die früher vermutlich sämtliche Wandflächen füllten, waren aber keine neuen Erfindungen, sondern griffen traditionelle Techniken der römischen Baukunst auf. Der 35m hohe Turm wurde um das Jahr 1000 hinzugefügt, die Anordnung der Fenster bewirkt ein schlankes Erscheinungsbild, mehrere Kirchtürme dieses Typs sind in Ravenna anzutreffen, auch sie greifen auf einen Typus zurück, der bei Militärbauten (z.B. Türme in Stadtmauern) üblich war.


Basilica di Sant’Apollinare NuovoBasilica di Sant’Apollinare NuovoBasilica di Sant’Apollinare Nuovo
Basilica di Sant’Apollinare NuovoBasilica di Sant’Apollinare NuovoBasilica di Sant’Apollinare Nuovo
Basilica di Sant’Apollinare Nuovo


Der Garden des rechten Hauptschiffs wird von einem Prozessionszug von Heiligen geschmückt, die in weiße Gewänder gehüllt sind, lediglich St. Martin an der Spitze hüllt sich in Purpur und der damals in Ravenna besonders verehrte Hl. Laurentius ist golden gewandet. Der Zug der 26 Heiligen startet beim Palast Theoderichs, das Peristyl mit den seitlich angebauten Loggias entspricht einem damals gängigen Bautypus, und zieht zum thronenden Christus, der von Engeln flankiert wird. Eine Modifikation wurde an dem Zylus durchgeführt, der uns in die Zeit bringt, als die christliche Kirche ihre Dogmen festlegen musste. Theoderich, zwar gläubiger Christ, war Anhänger der arianischen Tradition (im Unterschied zur Dreifaltigkeitslehre wird nur der Vater als Gott selbst angesehen, Jesus ist eine Schöpfung des Vaters und diesem damit nicht gleichgestellt), weshalb, nachdem sich die Lehre von der Trinität durchgesetzt hatte, seine Spuren als die eines Kätzers entfernt wurden. Deshalb ersetzen weiße Vorhänge die Nischen im Palast, wo vorher die königliche Familie abgebildet war. An den Säulen sind aber noch Reste der Hände erkennbar, wie sie zu den Originalfigurengehörten.


Basilica di Sant’Apollinare Nuovo - Mosaik mit dem Palast Theoderichs, die Figuren wurden durch weiße Gardinen ersetztBasilica di Sant’Apollinare Nuovo - Mosaik mit dem Palast Theoderichs, die Figuren wurden durch weiße Gardinen ersetztBasilica di Sant’Apollinare Nuovo - Zug der Heiligen
Basilica di Sant’Apollinare Nuovo - Prozession der Heiligen, herausgehoben Hl. Martin in Purpur und hl. Laurentius in goldenem GewandBasilica di Sant’Apollinare Nuovo - Die Heiligenprozession zieht zu dem thronenden ChristusBasilica di Sant’Apollinare Nuovo - Die Heiligenprozession zieht zu dem thronenden ChristusBasilica di Sant’Apollinare Nuovo - thronder Christus, eines der ältesten Teile der großen Mosaike (frühes 6. Jhdt.)
Zug der Heiligen vom Königspalast zu Christus


Die nördliche Seitenwand zeigt den Zug der 22 jungfräulichen Märtyrerinnen, angeführt von den Hl. Drei Königen. Auch diese Prozession beginnt an einem historischen Ort, dem östlich von Ravenna gelegenen Hafen von Classe, der im 1. und 2. Jhdt. n. Chr. zu den bedeutendsten Flottenstützpunkten des Römischen Reiches gehörte, auch er mit den Türmen der Hafeneinfahrt und den von der Mauer geschützten Gebäuden der Stadt eine historisch korrekte Abbildung. Die Prozession endet bei der thronenden Muttergottes. Die Mosaike mit ihrer Entsehungszeit von fast 50 Jahren zeigen auch einen Wandel in der Tradition. Während Christus und Maria sowie der Palast und Hafen dem westlichen Geschmack entsprechend recht lebendig dargestellt sind, wird im Zug der Heiligen schon die Stilisierung erkennbar, die den byzantinischen Einfluss verdeutlicht.

Noch etwas macht diese (und die anderen von Ravennas Mosaiken) so besonders. Selbst in Konstantinopel gibt es kaum Bilder und Mosaike des 6. Jhdts. zu sehen. Die Ursache liegt im Byzantinischen Bilderstreit des 8. und 9. Jhdts., als eine Ströumung im Christentum sämtliche Bildnisse von Jesus, Maria und den Heiligen verbieten wollte. Die Ikonoklasten (Bildzerstörer) zerstörten darauf hin nahezu alle bis dahin erstellten Ikonen und Abbildungen, das weitab an der Peripherie des Oströmischen Reiches gelegenen Ravenna blieb davon verschont und deshalb sind dort siese sensationellen frühchristlichen Mosaike erhalten gebleiben.


Basilica di Sant’Apollinare Nuovo - Der Zug der Märtyrerinnen beginnt im Seehafen von ClasseBasilica di Sant’Apollinare Nuovo - Der Zug der Märtyrerinnen beginnt im Seehafen von ClasseBasilica di Sant’Apollinare Nuovo - Der Zug der Märtyrerinnen beginnt im Seehafen von ClasseBasilica di Sant’Apollinare Nuovo - Der Zug der Märtyrerinnen beginnt im Seehafen von Classe
Basilica di Sant’Apollinare Nuovo - Prozession der MärtyrerinnenBasilica di Sant’Apollinare Nuovo - Prozession der MärtyrerinnenBasilica di Sant’Apollinare Nuovo - Prozession der Märtyrerinnen
Basilica di Sant’Apollinare Nuovo - Angeführt wird die Prozession der Märtyrerinnen von den Hl. Drei KönigenBasilica di Sant’Apollinare Nuovo - Angeführt wird die Prozession der Märtyrerinnen von den Hl. Drei KönigenBasilica di Sant’Apollinare Nuovo - Ziel der Märtyrerinnen ist die thronende Muttergottes
Prozession der junfräulichen Märtyrerinnen vom Hafen in Classe zur Muttergottes


Basilica di Sant’Apollinare Nuovo - spätantike SteinschnitzarbeitenBasilica di Sant’Apollinare Nuovo - sensationelles Mosaik mit Theoderichs Palast aus den 520er JahrenBasilica di Sant’Apollinare Nuovo - Mosaik mit dem Hafen von Classe, bevor sein rapider Niedergang begann
Basilica di Sant’Apollinare Nuovo




Battistero degli Ariani


Und noch eine Gründung aus der Spätzeit von Theoderichs Herrschaft findet sich in der Stadt. Das achteckige und mit vier kleine Apsiden ausgestattete Baptisterium (Taufkapelle) der Arianer liegt heute zwar mehr als 2m unter Strassenniveau und kann daher seine Grazie nicht so ganz entfalten, aber auch hier ist das in der Kuppel erhaltene Mosaik sehenswert. Der junge Jesus (noch in antiker Tradition mit unverdeckten Genitalien, was im späteren Christentum undenkbar gewesen wäre) wird von Johannes d.T. getauft und empfängt den hl. Geist in Form einer Taube, während der Jordan sein Wasser ausgießt. Umsäumt ist diese Taufszene von den Aposteln, Petrus und Paulus mit ihren Symbolen (Schlüssel und Buch) weisen auf den noch leeren Thron, den Christus später besteigen wird. Eine Neuerung, die in die christliche Kunst Einzug gehalten hatte, war der Heiligenschein, mit dem die Apostel dargestellt wurden. Mit dem Strahlenkranz wurden schon Römische Kaiser abgebildet, und genau deshalb war er zuvor noch als heidnisch klassifiert worden, nun aber wurde der Nimbus der Macht auch übernommen.


Baptisterium der ArianerBaptisterium der ArianerBaptisterium der Arianer
Baptisterium der ArianerBaptisterium der ArianerBaptisterium der Arianer
Battistero degli Ariani



Battistero Neoniano


Aus der kurzen Epoche der Regentschaft Theoderichs ist eine Fülle an Bauwerken erhalten, er war ein sehr aktiver König, der sein Machtzentrum auch entsprechend prachtvoll ausgestalten wollte. Die christliche Religion hatte in Ravenna schon länger Fuß gefasst. Der erste Bischof von Ravenna Apollinaris endete noch als Märtyrer (je nach Legende in den Jahren zwischen 75 und 200), entsprechend gab es auch vor Theoderich schon Sakralbauten in der Stadt. Die zuvor gezeigte Taufkapelle der Arianer ist weitgehend nach einem älteren Vorbild gestaltet.

Dies ist die zur alten nicht mehr existierenden Kathedrale gehörende Taufkapelle, die von Bischof Neon (Mitte 5. Jhdt.) geweiht wurde. In dieser Kapelle, die zu den stimmungsvollsten Sakralbauten gehört, ist nicht nur das Deckenmosaik mit Taufmotiv (wieder Johannes d.T. tauft Jesus mit Wasser des Jordan umgeben von den Aposteln angeführt von Petrus und Paulus, aussen ein weiterer Ring mit den Evangelien und dem Thron Christi) erhalten, sondern auch die Marmorverkleidung an den Wänden. Auch wenn der Boden um drei Meter angehoben wurde, so hat dieser Raum eine Magie antiker Mystik inne. Der Altar stammt aus dem 5. Jhdt., das Taufbecken wurde im 15. Jhdt. aus antiken Spolien zusammengefügt. Das Baptisterium ist der älteste erhaltene Sakralbau Ravennas.


Battistero NeonianoBattistero NeonianoBattistero NeonianoBattistero Neoniano
Battistero NeonianoBattistero NeonianoBattistero NeonianoBattistero Neoniano



Duomo


Der alte Dom aus dem 5. Jhdt. erschien im 18. Jhdt. nicht mehr zweckmässig und wurde abgetragen und durch einen Neubau im Barockstil ersetzt, nur der Ravenna-typische Turm aus dem 11. Jhdt. wurde erhalten. Was woanders einen recht hübschen Kirchenbau abgeben würde, ist gerade hier angesichts der vielen spätantiken Schätze geradezu ein Neubau. Interessant sind die alten Sarkophage an den Seitenwänden. Die zackigen Kreise in den Bodenplatten fallen auf, es sind die Kanneluren von alten Säulen, die zu Scheiben geschnitten den Bodenbelag ergeben.


Duomo di RavennaDuomo di RavennaDuomo di RavennaDuomo di Ravenna



Museo arcivescovile


Das Erzbischöfliche Museum beinhaltet ein Sammlung von Grabplatten, Mosaikbestandteilen und Objekten aus der alten Kathedrale, wobei zwei Ausstellungsstücke besonder herausragen:

  • Ein Bischofsstuhl, die so genannte Maximianskathedra zusammen gesetzt aus höchst kunstvoll gearbeiteten Elfenbeintafeln. Benannt ist der Stuhl nach dem bedeutenden Bischof Maximianus, der im 6. Jhdt. lebte und mit Kaiser Justinian I. persönlich bekannt war. Ob die Kunstarbeit tatsächlich ein Geschenk des Kaisers an den Bischof war ist ungewiss, jedoch spricht einiges dafür, dass er von Kunsthandwerkern des 6. Jhdts. in Konstantinopel erschaffen worden sein könnte.
  • Im Museum ist die Erzbischöfliche Kapelle (Cappella Arcivescovile) integriert. Die Privatkapelle der Bischöfe stammt samt dem Mosaikschmuck aus dem 5. Jhdt.. Jesus ist in einer Darstellung in der Kleidung eines römischen Feldherren dargestellt, der Löwe und Schlange besiegt. Eines der acht erhaltenen Ort mit raren und hochrangigen spätantiken frühchristlichen Mosaiken in Ravenna, die die UNESCO als Weltkulturerbe einstuft. Leider wird in diesem Museum fotografieren nicht gerne gesehen (ist aber die Ausnahme in Ravenna).


Blick zum Dom (18. Jhdt.) von RavennaEingang zum Erzbischöflichen MuseumTeil der Maximianskathedra, gearbeitet aus Elfenbein im 5. Jhdt.
Mosaike in der Erzbischöfliche KapelleMosaike in der Erzbischöfliche KapelleMosaike in der Erzbischöfliche Kapelle



Piazza del Popolo


Nun, wird es dir, lieber Leser, schon zuviel von Kirchen und Mosaiken? Wollte man die Schätze Ravennas in ein oder zwei Tagen alle besichtigen, so wäre das tatsächlich ein ziemlich dichtes Programm. Ich aber hatte ja eine ganze Woche dafür Zeit, da lassen sich die Sehenswürdigkeiten gut aufteilen, konnte ich mich jedem einzelnen wirklich eingehend widmen, auch mal in Ruhe da sitzen und warten bis Besuchergruppen wieder abzogen und sich wieder Ruhe über die Stätten legte. Je mehr man sich auf diese einzigartigen Schätze einlässt, darüber liest, vergleicht und in Übereinstimmung bringt, umso fatastischer erscheinen sie einem. Trotzdem füllten sie nicht die Tage, sollten sie auch gar nicht. Es galt ja nicht verplichtend eine Liste aus Denkmälern abzuarbeiten, sondern entspannte Urlaubstage zu feiern. Und das lässt sich in Italien besonders gut gestalten, eben auch in Ravenna. Ein großer Teil der Altstadt ist als Fußgängerzone gewidmet, am Hauptplatz und in den umliegenden Gassen findet sich immer ein Cafe oder eine Bar bzw. abends zum großen Mahl dann eine Osteria, Trattoria oder ein Ristorante. Man muss nicht lange suchen, um ein Plätzchen zu finden, wo sich in Ruhe die Umgebung beobachten lässt, die Besucher, die ihren Führen in der Gruppe nacheilen und den einheimischen Radfahrern in die Quere kommen, den zahllosen Straßenverkäufern, die bei einem Sommerregen blitzschnell vom Ramsch in ihren Bauchläden auf den Verkauf von Regenschirmen umstellen, den Kindern die die verkehrsberuhigten Plätze für ihre Spiele nutzen, währen die Eltern an ihren Espressi schlürfen. Es tut sich was, es ist lebendig, es ist einfach schön bei einem Glas Wein dem Leben zuzusehen. Äussert man bei der Bestellung nicht einen Extrawunsch, wird in dieser Region Wein oft frizzante serviert - tja, wenn man da nicht sowieso gerne Sekt trinkt. 8-)

Gestaltet wurde die Piazza del Popolo, der Hauptplatz in der Zeit, als 1441 Venedig sein Territorium bis in die Emiglia Romana ausdehnte. In diesen Jahren war der Markuslöwe, der von einer der Säulen vor dem Rathaus herunter schaute, eine Hinweis auf die Macht der Serenissima. 1509 wurde er dann durch eine Staue von San Vitale ersetzt, der seither neben San Apollinare und der Polizei für Frieden auf dem Platz sorgt, der Tag und Nacht lebendig ist.


Ravenna, Piazza del PopoloRavenna, Piazza del PopoloRavenna, Piazza del Popolo
Ravenna, Piazza del PopoloRavenna, Piazza del PopoloRavenna, Piazza del Popolo
Ravenna, Piazza del PopoloRavenna, Piazza del PopoloRavenna, Piazza del Popolo
Ravenna, Piazza del Popolo


Ravenna, durchgang beim RathausRavenna TouristmappaGeschäftige Altstadtgasse in RavennaRavenna
RavennaRavennaRavenna
Unterwegs in Ravenna


Ravenna, Zweites FrühstückNicht mehr viel übrig vom FischVino
Blick von der HotelterrasseBlick von der HotelterrasseBlick von der Hotelterrasse
Dolce vita in Ravenna


Vielfach zu sehenSelbst die gekrönten Häupter fahren RadImmer mit Segen
Gesehen


RavennaRavennaRavenna
RavennaRavennaRavenna
RavennaRavennaRavenna
Ravenna by night



San Vitale


Die Basiliken und Taufkapellen stammten bisher alle aus der Zeit Theoderichs. Nun machen wir einen kleine Zeitsprung, keinen gewaltigen, aber doch erkennbaren. Die Herrschaft der Ostgoten endete mit Theoderich, danach gelangte Italien für kurze Zeit zum Oströmischen Reich. Kaiser Justinian I. (regierte 527 -565) entsandte seine beiden Generäle Narses und Belisar mit einem Heer, dass die Ostgoten in mehreren Schlachten niederrang und 540 auch Ravenna (unblutig) einnahm. Damit gelangte auch der “rechte Glaube” wieder zur Vormacht, die Arianer waren geschlagen.

Sofort machte man sich an den Bau einer neuen Kirche, San Vitale. Typisch für die frühbyzantinische Zeit ist die Ausführung als oktogonaler Zentralbau. Die Säulen, die die aus Gewichtsgründen mit Tonröhren (anstatt Ziegel) gemauerte Kuppel tragen, bilden nach aussen hin halbrunde Nischen, in denen die Empore umläuft. Das architektonisch äusserst interessante Bauwerk wurde im 18. Jhdt. mit Fresken verziert, wobei auch hier die aus der Erbauungszeit erhaltenen Mosaike diese in den Schatten stellen.

Dominant ist der die Apsis beherrschende Christus auf der Himmelkugel. Neben zwei Engeln finden dort auch noch der mit der Märtyrerkrone beschenkte Kirchenheilige S Vitalis und der Kirchenstifter, der Bischof Ecclesius Platz. Christus findet sich auch im Gewölbe des Altarraus dargestellt als Lamm Gottes, hochgehalten von den vier Evangelisten. Neben wunderschönen Darstellungen aus dem Alten Testament finden sich links und rechts seitlich in der Apsis die vermutlich bekanntesten Mosaike dieser Kirche. Links steht der prunkvoll gewandete Kaiser Justinian mit Generälen und Heer sowie kirchlichen Würdenträgern (als Hinweis auf weltliche und geistige Macht). Er bringt eine Hostienschale in Richtung Christi, voran geht der Bischof Maximian (s. Bischofsstuhl aus dem Museum). Rechts findet sich die Gemahlin des Kaisers, Theodora, ebenfalls mit allen Insignien der kaiserlichen Macht dargestellt und von Hofdamen begleitet. Frühbyzantinische Mosaike in selten erhaltener Qualität. Auch sind in dieser Kirche noch wunderbare Wandvertäfelungen aus Marmor und Teile des originalen Fussbodens erhalten.


Ravenna, San VitaleRavenna, San VitaleRavenna, San Vitale
Ravenna, San VitaleRavenna, San VitaleRavenna, San Vitale
San Vitale


Ravenna, San VitaleRavenna, San VitaleRavenna, San VitaleRavenna, San Vitale
Ravenna, San VitaleRavenna, San Vitale, Kaiser Justinian begleitet von weltlichen und kirchlichen Würdenträgern bringt Christus eine Hostienschale darRavenna, San Vitale, Kaiserin Theodora mit Hofdamen
San Vitale


Ravenna, San VitaleRavenna, San VitaleRavenna, San Vitale
Ravenna, San VitaleRavenna, San VitaleRavenna, San Vitale
San Vitale



Grabkapelle der Galla Placidia


Neben der Kirche San Vitale befindet sich eine kleine Kapelle älteren Datums. Eine Vorgängerkirche an der Stelle San Vitales wurde von der römischen Adeligen Galla Placidia gestiftet, daher wird die Kapelle als ihre Grabkapelle bezeichnet.

Galla Placidia war eine einflussreiche Frau des ausgehenden Weströmischen Reiches. Ende des 4. Jhdts. in Konstantinopel als Tochter des Kaisers Theodosius I. geboren verbrachte sie aber fast ihr gesamtes Leben in der westlichen Reichshälfte in Italien. Als Geisel der Westgoten musste sie den Nachfolger Alarichs, Athaulf ehelichen und wurde somit Königin der Westgoten. Nach dessen Tod musste sie den römischen Konsul und kurz darauf zum Augustus erhobenen Constantius III. heiraten. als dieser verstarb übernahm sie für ihren nochminderjährigen Sohn Valentinian III. die Regierungsgeschäfte im Weströmischen Reich. Sie verstarb nach einem spannendem Leben im Jahr 450 in Rom und wurde auch dort beigesetzt.

Die Bezeichnung als Mausoleum der Galla Placidia dürfte also nicht zutreffen, jedoch ist diese Kapelle eine chtes Kleinod. Errichtet in der ersten Hälfte des 5. Jhdts. ist sie nahezu unverändert erhalten. Die Mosaike sind noch in westlicher Tradition sehr lebendig ausgeführt, die Stilisierung und “Normung” des byzantinischen Kunststils hatten hier noch keinen Einfluss.

Der Sternenhimmel im Gewölbe gilt als eine der schönsten solcher Darstellungen der Spätantike. Im abschluss des gewölbes wird Christus als der Gute Hirte dargestellt, die Prophezeiung der Erlösung als Versprechen in der Grabkapelle. Stilistisch wird die Szene als Abwandlung des Orpheusmythos interpretiert. Die in einem der Kreuzarme dargestellten vier Evangelien und die Verbrennung anderer Schriften hatten fast politischen Charakter, war doch erst bei der 3. Synode von Kathago im Jahr 397 der Bibelkanon beschlossen worden. Auf der linken Seite ist das Martyrium des Hl. Laurentius auf dem Rost dargestellt, ihm war die Kapelle geweiht. Die in de rKapelle aufgestellten antiken Sarkophage sind leer und über ihre Geschichte ist nichts bekannt.

Ein eindrucksvolles einheitlich stimmungsvolles Baudenkmal, nur wenige Baukunstwerke aus jener Epoche haben die Zeiten so unbeschadet überstanden.


Mausoleum der Galla PlacidiaMausoleum der Galla PlacidiaMausoleum der Galla Placidia
Mausoleum der Galla PlacidiaMausoleum der Galla PlacidiaMausoleum der Galla Placidia
Mausoleum der Galla PlacidiaMausoleum der Galla PlacidiaMausoleum der Galla Placidia
Mausoleum der Galla Placidia



Museo Nazionale di Ravenna


Der Kirche San Vitale wurde in späterer Zeit ein Benediktinerkloster angeschlossen, das heute das Nationalmuseum beherbergt. Neben den beiden für sich schon schönen Kreuzgängen werden Grabungsfunde aus der Antike, Reste aus frühchristlichen Kirchen und Gräbern und Ikonen des 16. Jhdts. ausgestellt, ein schöne vielfältige Sammlung.


Nationalmuseum im Benediktinerkloster bei San VitaleNationalmuseum im Benediktinerkloster bei San VitaleNationalmuseum im Benediktinerkloster bei San Vitale
Nationalmuseum im Benediktinerkloster bei San VitaleNationalmuseum im Benediktinerkloster bei San VitaleNationalmuseum im Benediktinerkloster bei San Vitale


Nationalmuseum Ravenna, Fresken eine raufgelassenen KircheNationalmuseum Ravenna, Kunstvoll gefertigte Steingitter ehemaliger KirchenNationalmuseum Ravenna, Das originale Kreuz der Kirche San Vitale (5. Jhdt.)
Nationalmuseum Ravenna, Ikonen aus dem 16. Jhdt.Nationalmuseum Ravenna, Ikonen aus dem 16. Jhdt.Nationalmuseum Ravenna, Ikonen aus dem 16. Jhdt.
Nationalmuseum Ravenna, ein spätantikes Säulenkapitell, das die strengen Formforschriften aber schon hinter sich gelassen hatMosaik im Nationalmuseum RavennaMein Freund Dionysos (Bacchus), der mit dem aufkommenden Christentum eine schweren Stand hatte



Noch am Vormittag brach dann die Sintflut über Ravenna herein, den ganzen Tag hat es massiv geschüttet. Für die Badeurlauber am Lido sicher ein Ärgernis, in der Stadt flüchtet man halt vom Museum zu Bar und von Kirchen weiter zur nächsten Bar. Eine durchaus lustig ausgelassene Stimmung hat sich in der Stadt breit gemacht, wenn unter den tropfenden Schrimen der Straßencafes alle Gäste etwas näher zueinander rücken mussten. Aber so wie auch an all den anderen Tagen blieb es sommerlich warm, selbst an den Abenden konnte der sicherheitshalber eingepackte Pullover immer im Hotel bleiben. So auch an diesem Abend, die Tische im Freien waren rasch trocken gewischt worden, damit dem Mahl unter dem vollmond nichts im Wege stand.


Ravenna, Ravenna, Ravenna,




Domus dei Tappeti di Pietra


Bei Grabungsarbeiten neben der Kirche Santa Eufemia stieß man 1993 auf archäologische Funde, wie sie sich vermutlich unter dem gesamten Stadtgebiet befinden. Die Schichten beginne in 6m Tiefe mit dem 4 Jhdt.v.Chr. und brachten Gebäudeteile und Kanäle bis ins 16. Jhdt. zum Vorschein. Schließlich entschied man sich dafür, die Schicht einer byzantinischen Villa des 6. Jhdt.n.Chr. zu konservieren und in einem ca. 800m² großen unterirdischen Raum zugänglich zu machen, der Zugang erfolgt durch die Kirche. Die Villa umfasste 14 um 2 Höfe angelegte Räume, die in 3 Bauphasen entstanden. Dies wir im Domus dei Tappeti di Pietra (“Haus der Steinteppiche”) sehr gut erklärt. Besonders schön ist das Mosaik der “Tanzernden Jahreszeiten” ausgeführt.


Domus dei Tappeti di PietraDomus dei Tappeti di PietraDomus dei Tappeti di Pietra
Domus dei Tappeti di Pietra, Mosaik der Domus dei Tappeti di PietraDomus dei Tappeti di Pietra
Domus dei Tappeti di Pietra



Sant’Apollinare in Classe


In der Altstadt von Ravenna habe ich die wesentlichsten Ziel besucht, genug Gläser Wein getrunken, nun kommt auch die Umgebung an die Reihe. Nach Classe kommt man mit dem Bus (Linie 4, Tickets am Zeitungskiosk im Bahnhof, Abfahrt nicht beim Kreisverkehr sondern auf der anderen Straßenseite). Dort, heute einige Kilometer fernab des Meeres, befand sich in antiker Zeit ein großer befestigter Militärhafen mit einer dazu gehörenden Stadt. Hier gründete auch der Hl. Apollinaris die erste christliche Gemeinde und stand ihr als Bischof vor, bevor er als Märtyrer endete.

Ihm zu Ehren wurde Mitte des 6. Jhdts. eine Basilika errichtet, Sant’Apollinare in Classe. Der aussen unscheinbare Ziegelbau mit dem üblichen Turm aus dem 11. Jhdt. beeindruckt innen wieder (ja, immer noch!) mit herrlichen Moasiken. Aus den Entstehungsjahren stammt die Geschichte, die in farbenprächtig in der Deckenwölbung der Apsis erzählt wird. In der oberen Hälfte wird die Verklärung Christi am Berg Tabor erzählt, vor goldenem Himmel, flankiert von den beiden Propheten Moses und Elias, erscheint das ausdrucksstarke Gesicht von Jesus in einem Medaillon eines juwelebenbesetzten Sternenhimmels. Gott erscheint in Form einer Hand, die aus dem Himmel gestreckt ist. Darunter, inmitten einer grünen Landschaft mit Büschen und Vögeln führt der Hl. Apollinarius, bekleidet im Pallium, die herde der Gläubigen zur Erlösung. Ausdrucksstark ist auch das Mosaik darüber im Bogen. Beiderseits des segnenden Christus in einem Himmel mit blauen und roten Wolken finden sich symbolisch dargestellt die vier Evangelisten, zu ihm hinauf steigt die Herde der zwölf Apostel, dargestellt als Schafe, die die tore der beiden heiligen Städte Jerusalem und Betlehem verlassen. Auf der rechten Wand der Apspis ist ein weiteres bemerkenswertes Mosaik aus dem 7. Jhdt., Abgebildet sind drei Oper des Alten Testaments, Abel opfert das Lamm, Melchisedek bringt Brot und Wein dar und Abraham bietet seinen Sohn Isaak, Bezüge zur Kommunion des Neuen Testaments. Die linke Wand zeigt Kaiser Konstantin IV. mit seine Brüdern Heraclius und Tiberius III., wie er dem Bischof Ravennas die Rolle mit Privilegien übergibt. An den Wänden stehen die Steinsarkophage mit den frühen Bischöfen der Diözese, die auch in den Medaillons (16. Jhdt.) über den Haupt- und Seitenschiffe trennenden Säulen abgebildet sind.

Auch wenn die marmornen Wandverkleidungen und die Bodenmosaike nicht mehr bestehen, so beschreibt mein Reiseführer diese Basilika treffend mit “eine der beeindruckendsten byzantinischen Kunstwerke, die pure Form einer frühchristlichen Basilika”.


Stadtbus nach ClasseSant’Apollinare in ClasseSant’Apollinare in Classe
Sant’Apollinare in ClasseSant’Apollinare in ClasseSant’Apollinare in ClasseSant’Apollinare in Classe


Sant’Apollinare in ClasseSant’Apollinare in ClasseSant’Apollinare in Classe
Sant’Apollinare in Classe ApsismosaikSant’Apollinare in Classe ApsismosaikSant’Apollinare in Classe Apsismosaik


Sant’Apollinare in ClasseSant’Apollinare in ClasseSant’Apollinare in Classe
Sant’Apollinare in ClasseSant’Apollinare in ClasseSant’Apollinare in Classe


Sant’Apollinare in Classe, Mosaik der drei Oper des Alten Testaments, Abel opfert das Lamm, Melchisedek bringt Brot und Wein dar und Abraham bietet seinen Sohn IsaakSant’Apollinare in Classe, Kaiser Konstantin IV. übergibt die Privilegien an RavennaSant’Apollinare in ClasseSant’Apollinare in Classe, Mosaik mit Erzengel Michael


Sant’Apollinare in ClasseSant’Apollinare in ClasseSant’Apollinare in Classe
Sant’Apollinare in ClasseSant’Apollinare in ClasseSant’Apollinare in Classe



La Rocca di Ravenna


Mit einer kurzen Unterbrechung unterstand Ravenna in den Jahren von 1441 bis 1530 der Herrschaft Venedigs. Venedig sicherte sich den Machtanspruch mit einer befestigten Burg am Rande der Altstadt. So konnte sie gegen Feinde von Aussen und auch von Innen verteidigt werden. Der Park im Areal der venezianischen Burg bietet viel Grün zum Ausruhen, am besten in einem der dort angesiedelten Lokale.


Venezianische BurgVenezianische BurgVenezianische Burg
Venezianische Burg



Tomba di Dante


Der berühmte Dichter (“Die göttliche Komödie”) und Philosoph Dante Alighieri musste wegen politischer Zwistigkeiten mit der Todesstrafe belegt seine Heimatstadt Florenz verlassen und zog ins Exil in wechslende norditalienische Städte. Ravenna hatte das Glück, dass er hier 1321 verstarb und so mit dieser Stadt in Verbindung gebracht wird. Obwohl Florenz vielfach versuchte, den Leichnam überführt zu bekommen (beispielweise einmal vereitelt, indem Mönche Dantes Gebeine versteckten), so ruht er nach wie vor in seinem Grabmal in Ravenna, das in Form eines Tempels ausgeführt ist.


Tomba di DanteTomba di DanteTomba di Dante
Grabmal Dante Alighieris



Rimini


Trotz all der fantastischen Kulturgüter und genußreichen Tage gab es da doch eine Sache, die mich störte: so nah am Meer und doch noch keinen Strandspaziergang unternommen. Von Ravenna fahren die Stadtbusse acht verschiedene Lidi an, welchen sollte ich da ansteuern? Eine Entscheidung zu treffen fiel da schwer, also fuhr ich ins nicht allzuweit entfernte Rimini, um auch von dieser Küstenstadt einen kleinen Eindruck zu bekommen.


Bahnfahrt Ravenna - RiminiRimini, Bahn über den HafenkanalMit der Bahn durch Cesenatico, trotz Beschriftung Subway gibt es dort keine U-Bahn!Angelangt in RiminiRimini


Ein großes Programm stand nicht auf der Tagesordnung, ein Stadtspaziergang vorbei am Römischen Augustusbogen und zur ebenffalls aus der Römerzeit stammenden Brücke Ponte di Tiberio sowie durch die Innenstadt und dann eine kleine Strandwanderung reichten.


Augustusbogen in Rimini (27 v.Chr.)Gut, die Orientierung im römischen Rimini nicht zu verlierenRimini, Ponte di Tiberio (21 n.Chr.)


RiminiRiminiRimini
RiminiRiminiRiminiRimini


Gut eine Woche nach der französischen Atlantikküste stand ich nun also am Adriastrand. Ein gut genutzter Urlaubsmonat, meine ich.


RiminiRiminiRimini
RiminiRiminiRimini
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Bologna


Die Tage in Ravenna gingen zu Ende, schöne, herzliche und faszinierende Erinnerungen bleiben. Da die nächtliche Heimfahrt wieder von Bologna aus beginnt bleibt mir ein halber Tag um auch die Hauptstadt der Emilia-Romagna etwas kennen zu lernen. Natürlich zieht es mich zuerst auf den zentralen Platz, die Piazza Maggiore mit seinen stolzen Bauten wie dem Palazzo d’Accursio aus dem 14. Jhdt. mit den Sälen der Stadtverwaltung und dem segnenden Papst Gregor XIII. (bekannt vom Gregorianischer Kalender) und dem Palazzo del Podestà, unter dessen Arkaden es so schön in der wohltuenden Sonne zu sitzen ist, dass ich einige Campari-Orange lang dort Platz nehmen muss. An den Palazzo del Podestà wurde im 13. Jhdt. der Palazzo Re Enzo als Gemeindepalast angebaut. Seinen Namen erhielt er, da dort der von den Bolognesern gefangen genommene König von Sardinien Enzio (Sohn Friedrichs II.) für über 20 Jahre bis zu seinem Tod 1272 eingekerkert war.


Bologna, Stadtverwaltung im Palazzo d’AccursioBologna, Papst Gregor XIII. an der Fassade Palazzo d’AccursioBologna, Stadtverwaltung im Palazzo d’AccursioBologna, Palazzo del Podestà
Bologna, Palazzo del PodestàBologna, Palazzo Re EnzoBologna, Palazzo Re Enzo


eine Seite des Platzes wird von der großen Basilika San Petronio eingenommen. Sie ist die fünftgrößte christliche Kirche überhaupt, nachdem der Papst 1390 die Pläne für einen noch wenstlich größeren Bau untersagt hatte (größer als der Petersdom ging nicht). In dieser gotischen Kirche wurde 1530 Karl V. durch Papst Clemens zum Kaiser gekrönt. Der von einem mächtigen Kreuzrippengewölbe überspannte Krichenraum wirkt irgendwie kahl. Eine farbenprächtige Ausnahme bietet eine Seitenkapelle (Cappella Bolognini) mit prächtigen Wandmalereien aus dem 15. Jhdt. Giovanni da Modena malte auf eine Seitenwand die Reise der Heiligen Drei Könige, auf der anderen Seitenwand findet sich ein nach den Schilderungen in Dantes Jüngstem Gericht ausgeführtes Fresko, unter der Darstellung des Paradieses sind keine Höllenqualen, die man sich im Mittelalter vorstellen konnte, ausgelassen. Quer durchs Kirchenschiff verläuft eine Linie aus Messing im Boden, eine Mittagslinie, nach der die Uhren zum höchsten Sonnenstand nachgestellt werden konnten. Die Fassade der Kirche wirkt nicht unbedingt ansprechend, im 16. Jhdt. wurde zwar mit kunstvoller Gestaltung in zweifarbigem Marmor begonnenen, bald aber kamen die Arbeiten zum Erliegen.


Bologna, Palazzo del Podestà und Basilika San PetronioBologna, Palazzo del Podestà und Basilika San PetronioBologna, Detail der unvollendeten Fassade der Basilika San Petronio


Bologna, Basilika San PetronioBologna, Basilika San PetronioBologna, Basilika San PetronioBologna, Basilika San PetronioBologna, Basilika San Petronio
Bologna, Freskengeschmückte Wände der Cappella Bolognini in der Basilika San PetronioBologna, Freskengeschmückte Wände der Cappella Bolognini in der Basilika San PetronioBologna, Freskengeschmückte Wände der Cappella Bolognini in der Basilika San PetronioBologna, Mittagslinie in der Basilika San PetronioBologna, Mittagslinie in der Basilika San Petronio


Die Wahrzeichen von Bologna aber stammen aus dem 12. und 13. Jhdt. und sind immer wieder sichtbar, wenn man seinen blick nach obenhebt. Von den einst fast 200 Geschlechtertürmen sind noch ca. 20 erhalten, wobei die zwei schiefen Türme Asinelli (60m) und Garisenda (97m) die markantesten sind.


Bologna, die zwei schiefen Türme Asinelli (60m) und Garisenda (97m), Geschlechtertürme aus dem 12. Jhdt.Bologna, die zwei schiefen Türme Asinelli (60m) und Garisenda (97m), Geschlechtertürme aus dem 12. Jhdt.Bologna, die zwei schiefen Türme Asinelli (60m) und Garisenda (97m), Geschlechtertürme aus dem 12. Jhdt.Bologna, Geschlechtertürme
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Irgendwann kommt gegen ende meiner Reisen immer der Punkt, wo der Urlaub geistig abgeschlossen ist und ich dann eigentlich raschest möglich heim möchte. So lasse ich ein weiters Besichtigungsprogramm sein, spaziere nocht etwas durch die nahezu unendlich langen Arkadengänge entlang der Straßen Bolognas, erfreue mich an den italien-typischen Details, die ich bald wieder vermissen werde.


Bologna LaubengängeBolognaBolognaBolognaBologna
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Wie vielfach wurde auch der Bahnhof von Bologna am Rande der Altstadt errichtet. So ist es kein Zufall, dass ihm gegenüber das einst in Richtung Ferrara führende Stadttor, die Porta Galliera aus der Mitte des 17. Jhdts. und Teile der Stadtmauer erhalten sind.


Bologna, Porta Galliera und Teile der StadtmauerBologna, Porta Galliera und Teile der StadtmauerBologna, Porta Galliera und Teile der StadtmauerBologna, Porta Galliera und Teile der Stadtmauer


Ein schönes Abendessen lässt den gelungenen Italienurlaub 2016 ausklingen, bevor ich dann in Bologna Centrale auf den aus Rom kommenden Zug warte (Achtung: Gepäckaufbewahrung schließt um 21 Uhr), in dem bereits ein Bett für mich gemacht ist. Ah ist das wohltuend, nach dem heißen Sommertag im anfahrenden Zug eine erfrischende Dusche zu nehmen, um dann von von der Pracht, die vergangene Jahrhunderte in Ravenna hinterlassen haben zu träumen. Nah der Heimat erwache ich erst am Semmering, mit einem ans Bett servierten Frühstück nimmt der Urlaub sein Ende.


Bologna CentraleWarten vor Bologna CentraleGedenktafel und als Mahnmal hinterlassene Lücke in der Wand des Wartesaals von Bologna Centrale an den faschistischen Terroranschlag von 1980
Bologna, nicht mehr lange bis ich abgeholt werde (vom Nachtzug Roma - Wien)Welche Orte ich alle verschlafen habe, ich mag NachtzugreisenFrühstück ans Bett in der fahrenden Bahn





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