Die Einleitung ist etwas ungewöhnlich, gehört aber dazu, um den Charakter dieser Urlaubswoche zu beschreiben. Es war für mich einfach unglaublich beeindruckend, als ich im Jahr 1986 erstmals einen Eindruck von Venedig bekam, damals als Ausflug mit dem Schiff vom Urlaub in Istrien. Eine Stadt, die an jeder Ecke Geschichte versprüht, auf's Wasser hingebaut. Ganz und gar einzigartig.
Wenige Jahre später, es war einer meiner ersten alleine unternommen Auslandsreisen, verbrachte ich eine unvergessliche Woche in Venedig, fotografierend viele auch abgelegene Winkel der Stadt entdeckend. Damals, für den Führerschein war ich noch zu jung, waren die Nachtzüge das Reisemittel der Wahl. Ein paar mitgebrachte Biere in geselliger Laune und schon machte es auch nichts mehr aus, ruhesuchend den Mitreisenden im Abteil die stinkigen Zehen ins Gesicht zu strecken. Schön und lustig war diese Zeit, aber nicht ins Heute übertragbar.
Genau diese Erinnerungen brachten mich dazu nachzusehen, wie sich diese Reisen mit den heutigen Ansprüchen und Bedürfnissen in Einklang bringen ließen. Ja, es gibt sie noch, diese Nachtzüge, wo man frühmorgens im Stadtzentrum angekommen, den Zug verlässt. Und es gibt in diesen Bahnen auch DeLuxe-Abteile (mit Dusche und WC im Abteil), die den Komfort und die Bequemlichkeit versprechen, damit ich mich nicht am Zielort erst in einem Sanatorium wieder einrenken lassen muss.
So richtig neugierig bin ich also zum Bahnhof und dann, oh ja, so gefällt mir reisen. Fast ein wenig das Flair, wie ich mir den alten Orient-Express ausmale, dabei aber den Komfortansprüchen der modernen Zeit gerecht werdend. Gut umsorgt folgt auf den angenehmen Abend eine erholsame Nacht, es ist etwas Besonderes die vollmondbeschienene Landschaft vorbeiziehen zu sehen und dabei sanft in den Schlaf geschaukelt zu werden. Frisch geduscht und frühstücksgestärkt kann der Tag dann beginnen, es ist vorteilhaft, zeitig morgens im Zentrum des Reiseziels, in Florenz, anzukommen.
Und in noch einer Hinsicht war es ein etwas anderer Urlaub, von Anfang an so angelegt. In Venedig war ich schon viele Male und kaum ein Winkel der Stadt blieb unbesucht und ohne Foto in den Archiven, und auch an Florenz hängen schöne Erinnerungen vom großen Toskanaurlaub 1995. So plagte mich nicht das Ziel möglichst viele der Sehenswürdigkeiten besichtigen zu wollen, die Tage mit einem umfangreichen Programm vollplanen zu müssen. Statt dessen wollte ich mir schlicht ein paar genußreiche Tage gönnen, enstpannt die Städte durchstreifen und am Dolce vita teil haben. Und das ist auch ziemlich gut gelungen, jedenfalls waren es wundervolle Urlaubstage, ganz nach meinem Geschmack.
Klar konnte und wollte ich die sagenhaften Kulturschätze nicht vollkommen ignorieren, aber ich streifte sie eher zufällig, am Weg bei gemütlichen Spaziergängen, die immer wieder durch augiebige Rastpausen in Cefes und Bars unterbrochen wurden. Gerade Florenz und besonders Vendig eigenen sich für solche Streifzüge hervorragend, denn immer wieder stolpert man unverhofft aus dem Gassengewirr auf total nette Plätze, findet Lokale, die zum Verweilen einladen. Und vielleicht kann man gerade so gut das Lebensgefühl aufschnappen, indem man nicht selbst herumhetzt, sondern das Leben an einem vorbeiziehen lässt, während man genußvoll an einem Cafe oder Vino schlürft und der Blick träumerisch durch die Umgebung streift.
Eigentlich ist's egal, wo man seine Uralaubstage verbringt. Alleine schon, den Alltag hinter sich zu lassen und Zeit zu finden, sich mit sich und der ungewohnten Umgebung zu beschäftigen, birgt die Chance, seine Gedanken zu ordnen und sich auf's Wesentliche zu besinnen.
Aber klar, macht das besondere Freude, wenn die Umgebung diese positive Stimmung unterstützt. Und was ist da besser geeignet, als herrliche mediterrane Mahlzeiten an Sommerabenden. Geht es mir gut , diese Erkenntnis ist nicht neu, aber kann nicht oft genug bewusst gemacht werden.
So viel zur Einleitung, aber eigentlich beginnt die Reise ja in » Florenz.