zu Bulgarien:
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Relativ kurzfristig kam die Idee auf, mit einer Reisegruppe an einer einwöchigen Rundreise durch Bulgarien teilzunehmen. Viel an Wissen über dieses Land hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht, da es aber einen langen Teil seiner Geschichte mit jener der Griechen gemeinsam hatte (Thraker - Griechen/Makedonier - Römer - Byzantinisches Reich - Osmanisches Reich - Freiheitskampf) und ebenso ein Teil des östlichen Christentums ist erwartete ich interessante kunsthistorische Besichtigungspunkte und Abende in gastfreundlicher Umgebung. Auf der Karte ist die geplante Reiseroute eingezeichnet.
Am Nachmittag wurde nach kurzem Flug ab Wien Sofia erreicht und schon am Weg vom Flughafen ein Stopp im Zentrum der Stadt eingelegt. Als Dank für die Unterstützung Russlands bei der Befreiung von der osmanischen Herrschaft wurde 1882 begonnen, die Alexander-Nevski-Kathedrale zu errichten. Benannt nach dem heilig gesprochenen russischen Fürsten und Feldherren aus dem 13. Jhdt. wurde ein mächtiges Denkmal für die wiedererlangte Freiheit des Christentums errichtet. Die Kirche beeindruckt durch ihre Größe, die Ausstattung mit wertvollen Materialien und die schon stark rußgedunkelten Fresken.
Gleich daneben befindet sich eine wesentlich ältere Kirche, die aber nicht zuletzt wegen der kaum mehr erhaltenen originalen Bausubstanz einen sehr schlichten und bescheidenen Eindruck hinterlässt. Die Sveta Sofia stammt aus dem 6. Jhdt. und war namens gebend für die heutige Hauptstadt Bulgariens.
Danach ging es zum ersten Hotel (Daedeman Sofia Princess) der Reise, nahe beim Bahnhof, fast direkt am Maria Louiza Boulevard. Der Name klingt zwar recht einladend, die Straße hat aber Bahnhofsstraßen-Flair. Nach einem kurzen Marsch stadteinwärts fand sich aber gleich neben der Markthalle in einer Grünfläche doch ein nettes Gartenlokal um erstmals die bulgarischen Sprache und moderne bulgarische Musik anzuhören und dabei ein paar Gläser des guten Rotweins zu verkosten.
Mehr von der Stadt haben wir noch am letzten Tag der Reise gesehen.
Bereits am ersten Tag wurde gleich am Morgen Sofia Richtung Osten verlassen. Nach ungefähr 100 km wurde die kleine Ortschaft Koprivshtitsa Muesums of Koprivshtisa (engl.) erreicht. Sie steht wegen des seit dem 18. und 19. Jhdt. kaum veränderten Ortsbildes mit über 300 denkmalgeschützten Einzelobjekten am Programm. Natürlich wirkt das Dorf etwas museumshaft, aber nur durch die zahlreichen Besucher wird es erhalten. Einige der besonders hübschen Häuser stehen als Museen den Besuchern offen.
Zugleich war das Dorf auch ein Zentrum des Aprilaufstands von 1876. Der Aufstand scheiterte zwar und die Anführer wurden hingerichtet, aber die blutige Niederschlagung des bulgarischen Freiheitsstrebens durch die Osmanen führte zu einer starken Solidarisierung in Europa und letztlich zur Unabhängigkeit Bulgariens, die 1878 mit russischer Unterstützung gelang. Dass gerade auch Bürger aus Koprivshtitsa im Befreiungskrieg mitbeteiligt waren rührt daher, dass der Ort als Sitz von für das osmanische Reich wichtigen Händlern größere Freiheiten als andere Gemeinden genoss und es gerade auch Händler waren, die durch ihre Kontakte in den Westen nationalistische Ideen importierten.
In Nachahmung der barocken Palastarchitektur wurde versucht, symmetrische Häuser mit Freitreppen und bunt bemalten Fassaden zu entwerfen. In den Innenräumen verleihen kunstvoll geschnitzte Holzdecken und von den Türken beeinflusste Ruhebänke mit zahlreichen Polstern eine wohlig gemütliche Atmosphäre. Wandbilder, Teppiche und Teller berichteten von den Reisen des Hausherren. Die Häuser von Nentscho Oslekov und Todor Kableschkov sahen wir uns auch von Innen an.
Waren die Häuser in jener Zeit zu Schutzzwecken mit hohen Steinmauern und einem massiven Tor umgeben, so galt es auch das Gotteshaus zu schützen. Um die Kirche von außen unscheinbar als Wohnhaus erscheinen zu lassen, wurde das Bodenniveau unter das Geländeniveau abgesenkt (die Raumhöhe sollte von außen nicht erkennbar sein), auf übermäßigen Fassadendekor verzichtet und die Farbgebung jener der Wohnhäuser angepasst.
So auch bei der Gottesmutterkirche (Sv. Bogorodiza), die nach der Zerstörung der alten Kirche 1817 neu errichtet wurde. Besonders in dieser Kirche ist die in vierjähriger Arbeit von Hadji Georgi von Vidin geschnitzte Ikonostase mit den u.a. von Sachari Sograf geschaffenen Ikonen.
Bei der Weiterfahrt nach Osten gelangten wir in das Tal des kleinen Flusses Tundscha, das zwischen dem Balkangebirge und den Bergen der Sredna Gora von West nach Ost verläuft. Besser bekannt ist das das Tal als Rosental. Seinen unteren Bereich werden wir in ein paar Tagen wieder erreichen. Doch heute wird das Tal bei Kanare verlassen um nach Norden über den Trajan-Pass (Trojanski-Pass) das Balkangebirge zu überqueren.
Bei der Abfahrt vom Pass kommt man in die Ortschaft Trojan, nicht unweit davon befindet sich in einem Seitental das gleichnamige Kloster, das drittgrößte Bulgariens.
Das Kloster geht auf eine Gründung im 17. Jhdt. zurück, der heutige Zustand stammt aber fast durchwegs aus den 1840er-Jahren. Wie bei den anderen Klöstern auch ist die Außenansicht eher abweisend. Im Innenhof fallen einem die rundum laufenden Holzbalkone ins Auge. Im Zentrum des Innenhofs steht das Katholikon, die Klosterkirche. Diese ist hier im Trojan-Kloster ganz besonders gestaltet. Der berühmte Sachari Sograf (lebte 1810-1853), hervorgegangen aus der Malschule seines ebenfalls berühmten Vaters Christo Dimitrow, schuf hier eines seiner Hauptwerke, nämlich die über 2000 Szenen umfassenden Fresken, die das Kircheninnere und die Vorhalle schmücken (gemalt 1847-1849). Das brachte ihm solchen Ruhm ein, dass er 1850 auf den Berg Athos in den Großen Laura zur Bemalung der Vorhalle eingeladen wurde.
Leider konnten von den bulgarischen Klöstern nur wenige Fotos gemacht werden, und diese wurden großteils in einem unbeobachteten Augenblick „aus der Hüfte geschossen“. Wo der Schutz sensibler Malereien der Grund dafür ist, ist dies verständlich. Fotoverbote schon in den Höfen sollen aber den Verkauf von Broschüren und Ansichtskarten ankurbeln. Und wenn die Mönche auch auf korrekte Kleidung wenig achten, hinter Knipsern sind sie seltsamerweise her. Schade irgendwie.
Vom Trojan-Kloster ist es nicht mehr weit bis Veliko Tarnovo Yantra Hotel, dem Tagesziel. Das Besichtigungsprogramm ist für den nächsten Tag geplant, der Abend lässt sich in dem recht netten Städtchen noch gemütlich verbringen.
Dort wo das Flüsschen Jantra in Mäandern drei Hügel umfließt, befindet sich Veliko Tarnovo. Seinen Ruhm erwarb die Kleinstadt in den Jahren ab 1185, als Peter und Assen als bulgarische Führer sich von der byzantinischen Herrschaft befreien und das unabhängige Zweite Bulgarische Reich ausrufen konnten. Zar Peter ernannte Veliko Tarnovo zur Hauptstadt dieses Reiches und errichtete auf dem Zarevez-Hügel eine Festung, den Zarenpalast sowie eine Patriarchenkirche. In der Hauptstadt blühte auch die Wirtschaft und die Stadt erlebte einen großen Aufschwung. 1393 eroberten die Osmanen die Stadt und zerstörten sie fast vollständig, so dass aus dieser Epoche heute nur mehr Reste der Festung und manche Grundmauern übrig sind. Das heutige Bild der Stadt prägen Häuser aus dem 19. Jhdt. als durch die Einkünfte aus dem florierenden Handel wieder ein Aufschwung einsetzte.
Gleich am Morgen stand ein Spaziergang auf den Zarevetz-Hügel am Programm. Von den Anlagen, die die Zaren hier erbauten, ist kaum etwas übrig außer Teilen der Befestigung. Schöne Ausblicke auf die Stadt und den sie umwindenden Fluss hat man. Am Platz der ehemaligen Patriarchenkirche wurde in kommunistischer Zeit ein neuer kirchenähnlicher Bau errichtet und innen mit modern-realistischen Themen aus der Geschichte Bulgariens bemalt.
Veliko Tanovo über der Jantra | Assenovaviertel mit Kirche Sv. Dimitar (1185) in der Bildmitte und Sv. Petar i Pavel (13.Jhdt.) im rechten Eck |
Nach einem abschließenden Rundgang durch die Altstadt von Veliko Tanovo mit hübschen Häusern aus der Wiedergeburtszeit, also jener Periode des 19. Jhdts. als Bulgarien seine Unabhängigkeit wiedergewann, das „osmanische Joch“ abschüttelte, wie es oft genannt wurde, ging die Reise weiter zum nahen Drjanovo-Kloster. Das Drjanovo-Kloster liegt sehenswert eingebettet zwischen Felsformationen in einer kleinen Schlucht an einem Fluss. Gegründet im 12. Jhdt. stammt der heute zu besichtigende Baubestand nach mehrfachen Zerstörungen aus 1845. Eine Gedenkstätte erinnert an jene 200 Aufständischen, die im Aprilaufstand von 1876 hier blutigen Widerstand leisteten ehe sie von den Osmanen nieder gerungen wurden.
Nicht weit weit (nur 4 km) von Veliko Tanovo entfernt liegt Arbanassi. Angeblich über 1000 Häuser hatte die Ortschaft im 18. Jhdt. Der Grund dafür waren Freiheiten, die die osmanischen Machthaber aufgrund der fürs Reich wirtschaftlichen Wichtigkeit den hier ansässigen Händler gewährten. Der Aktionsradius der Händler reichte von Westeuropa bis Indien. Der Reichtum des Ortes erlaubte den Bau prächtiger Häuser und Kirchen und den Einwohnern einen exklusiven Lebensstil, führte aber auch zur Angst vor Überfällen von Räuberbanden. Letztendlich gewannen die Überfälle Oberhand und der Ort verlor seine Bedeutung.
Beispielhaft wurde das Konstanzalievhaus aus dem 17. Jhdt. besucht. Außen sehr wehrhaft gebaut, um Überfälle besser abwehren zu können, wurde innen mit Kachelöfen und geschnitzten Holzvertäfelungen eine dem Wohlstand der Bewohner angemessene Wohnumgebung geschaffen. Vor Raubüberfällen sollten auch div. Verstecke und geheime Fluchtmöglichkeiten schützen.
Ebenfalls aus der Mitte des 17. Jhdts. stammt die außen sehr bescheiden gehaltene (mehr erlaubten die osmanischen Machthaber nicht), innen dafür um so prächtiger mit christlichen Szenen bemalt ist die Christi-Geburts-Kirche.
Kurz vor Erreichen des Tagesziels wird noch ein kurzer Halt eingelegt, denn der „Steinerne Wald“ befindet sich gleich neben der Straße. Die seltsamen Steinformationen stammen nicht von Bäumen, sondern sind Sickerkegel entstanden durch über langen Zeit abfließendes Wasser, dessen Ablagerungen diese Formen bilden.
Schon nach 20 Uhr wurde das Hotel für die kommende Nacht erreicht. Leider befand es sich nicht nahe am Zentrum von Varna, sondern in der einige Kilometer außerhalb gelegenen Hotelsiedlung Goldstrand, so dass eine abendliche kleine Erkundung der Stadt nicht mehr möglich war. Zu spät war es auch für ein erhofftes Bad im Schwarzen Meer, das nur in der Ferne sichtbar war, schließlich liegt das Haus in der fünften (!) Hotelreihe vom Meer weg. Nachdem sich am Buffet doch noch eine Stärkung ergattern ließ blieb auch noch Zeit für ein paar Gläschen an der Poolbar.
Nachdem am Abend Varna also außer Reichweite lag, stand am Vormittag wenigstens ein kurzer Besuch der sicherlich sehenswerten drittgrößten bulgarischen Stadt am Programm. Im Zentrum der Stadt befindet sich die Muttergottes-Kathedrale aus dem Jahre 1896 mit schönen Wandmalereien.
Sehenswert war das anschließend besuchte Archäologische Museum von Varna. Hier ist der Goldschatz von Varna ausgestellt: 1972 wurde eine Nekropole aus der Kupfersteinzeit (Äneolithikum, 4700 - 4200 v.Chr.) gefunden, deren Gräber eine Vielzahl an Grabbeigaben enthielten. Einige Gräber enthielten allein bemerkenswert fein gearbeiteten Goldschmuck von mehr als einem Kilogramm. Dieser Schmuck gilt als das früheste von Menschenhand bearbeitete Gold weltweit. Männer wurden auf dem Rücken liegend, Frauen und Kinder fötal zusammengekauert auf der rechten Seite liegend bestattet, dazu gab es noch Symbolische Gräber, die zwar Grabbeigaben, aber kein menschliches Skelett enthielten. Wer die Menschen dieser hoch entwickelten Kultur waren und warum diese verschwand, ist von der Wissenschaft noch nicht geklärt. Des Weiteren besitzt das Archäologische Museum von Varna auch noch eine Sammlung mit fantastischen Ikonen.
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Der Schwarzmeerküste nach Süden folgend wurde Varna verlassen und eine ganze besonders hübsche Kleinstadt angesteuert, Nessebar. Auf einer Halbinsel liegt die im 6. Jhdt. als griechische Kolonie Mesembria gegründete Stadt. Wegen der erhaltenen Bauzeugnisse aus der wechselvollen Stadtgeschichte und dem harmonischen Ortsbild wurde Nessebar von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt.
Vor der Besichtigungsrunde gab es noch ein vorzügliches Fischessen mit Blick aufs Meer.
Aus der Frühzeit der Stadt sind noch Teile der Befestigungsanlagen sichtbar. Zu den ältesten Kirchen zählt die auf das 5. Jhdt. zurückgehende Kirche der Hl. Sofia, die einst der Sitz des Metropoliten war. Sie steht im Zentrum der Stadt an der Stelle der antiken Agora. Die sicherlich besterhaltene Kirche stammt aus dem 13. Jhdt. und ist ein ganz typischer Bau der byzantinischen Periode. Von den Fresken im Inneren der Pantokrator-Kirche ist kaum etwas erhalten, die Dekorationen sind wunderbar vielfältig (Blindnischen, Ziegelmuster, Keramikeinlagen). Aus dieser Zeit stammt auch die den Erzengeln Gabriel und Michael geweihte Kirche, ebenfalls mit reich dekorierter Fassade.
Etwas jünger ist die dem Hl. Stephan geweihte Kirche, bekannt auch als die neue Metropolitenkirche. Im Jahr 1599 wurde der Innenraum (700 m²) mit wunderbaren Fresken ausgemalt, die auch heute noch sehr gut erhalten sind.
Weiter führte die Fahrt der Küste entlang zur Hafenstadt Burgas. Nachdem das Hotel bezogen wurde, blieb noch Zeit für einen Besuch der Kathedrale der “Hl. Brüder Kiril und Methodius” (dreischiffige Kreuzkuppelkirche von 1859) und einem abendlichen Bummel durch die recht lebendige Stadt bis zur Uferpromenade, das Meer lag aber bereits in nächtlicher Finsternis.
Die hohe Erwartung für das Grabmal von Kasanlak konnte nicht ganz erfüllt werden. Die UNESCO nahm das Grabmal, das im 4. Jhdt.v.Chr. für einen wohlhabenden Thraker errichtet wurde, wegen seiner bedeutenden Fresken in die Weltkulturerbeliste auf. Von dem Hügelgrab ist gar nichts sichtbar. Zu seinem Schutz wurde es überbaut, für die Besucher steht nur eine Kopie zum Besuch offen. Tausende Hügelgräber hinterließ der indoeuroäpische Stamm, von dem mangels schriftlicher Aufzeichnungen nur wenig bekannt ist. Die Gräber hatten einen zentralen runden Raum mit Bienenkorbgewölbe, oft einige Vorräume und einen überwölbten Zugang. Über dem Grabmal wurde mit Erde ein Hügel aufgeschüttet. Das besondere am Thrakergrab von Kasanlak ist das feinfühlige Deckenfresko, auf dem ein Paar mit rührender Zärtlichkeit Abschied nimmt. Diener servieren ein letztes Festmahl, während bereits die Pferde für die Reise bereit gemacht werden.
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„Ein Paar nimmt Abschied“ - Deckenfresko im Grabmal von Kasanlak | „Bereit zur Abreise ins Totenreich“ - Deckenfresko im Grabmal von Kasanlak |
Das Tal, in dem sich Kasanlak befindet, ist wiederum das Rosental. Diesmal waren wir im unteren Teil des Tals. Von blühenden Rosen war weit und breit nichts zu sehen, denn diese wurden bereits im Frühsommer geerntet. Bereits seit dem 17. Jhdt. wird die Damaszener Rose hier angebaut, denn Klima und Bodenbeschaffenheit sind optimal für reiche Ernte und den besonderen Rosenduft. Wenn man weiß, dass für 1 kg an Rosenöl 3 t an Rosenblüten notwendig ist, so wundert es nicht, dass dafür sehr hohe Preise erzielt werden. Geräte zur Destillation des Rosenöls wurden auch im Rosenmuseum gezeigt. Der Shop weckte nicht wie erwartet die Einkaufslust, so dass niemand mit Rosensouvenirs beglückt wurde.
Nachdem das Rosental in südliche Richtung verlassen wurde ging es noch vorbei an Plovdiv zum 30 km davon entfernten Kloster Batschkovo.
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Detail eines Freskos mit dem Stifter des Wiederaufbaus im frühen 17. Jhdt. Georg und dessen Sohn Konstantin | Stammbaum Jesu im ehemaligen Speisesaal mit heidnischen Gelehrten an der Seite |
Das Kloster Batschkovo wurde 1083 von Grigoij Bakuriani (auch Pakourianos) gegründet, einem byzantinischen Feldherrn, der u.a auch 1064 bei der erfolglosen Verteidigung der ehemaligen armenischen Hauptstadt Ani gegen den Seldschukenansturm unter Arp Aslan beteiligt war und später unter den Kaisern Michael VII. Doukas, Nikephoros III. und Alexios I. Komnenos Karriere machte ►, besagt das Stiftungsdokument, das in der Kourais-Bibliothek auf Chios aufbewahrt wird. Während des Zweiten Bulgarischen Kaiserreiches im 14. Jhdt. war das Kloster eines der geistigen Zentren und bekannt für seine Schreibschule. Im 16. Jhdt. wurde es von den Türken geplündert und zerstört, bald darauf aber wieder aufgebaut. Aus der Gründungszeit besteht heute nur mehr das abseits vom Hauptkloster gelegene Beinhaus, das mit schönen Fresken des 11. Jhdts. geschmückt ist.
Bis zum Hotel in die Stadt Plovdiv war es nicht mehr weit. Ein kurzer abendlicher Bummel erweckt den Eindruck, dass die Stadt recht nett und gepflegt ist.
Plovidiv ist die zweitgrößte Stadt Bulgariens und behauptet zu den ältesten durchgehend bewohnten Städten Europas zu gehören. Der Tag wurde mit einem Spaziergang durch die Stadt begonnen.
Einen Bummel durch die Fußgängerzone mit den hübsch restaurierten alten Häusern und modernen Geschäften hätte ich so in Bulgarien nicht vermutet, da mussten Vorurteile einer positiven Realität weichen. Am Ende der Fußgängerzone steht die alte, in einem byzantinischen Bau einquartierte Dshumaja-Moschee. Davor sind unter dem Niveau der heutigen Straßen die Reste des römischen Stadions freigelegt. Bergan ging es auf den Hügel, auf dem sich die eigentliche Altstadt befindet.
Zwischen den Häusern aus der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt bieten sich immer wieder hübsche Blicke auf andere Stadtteile, die auf oder zwischen mehreren Hügeln liegen.
Nach einem Besuch der hinter einer hohen Steinmauer versteckten, aus dem Jahr 1832 stammenden sehr schönen Kirche der Kirche der Konstantin und Helena, bei der sehr viele bemalte Teile aus Holz sind, wurde das ebenfalls das aus der Zeit der Nationalen Wiedergeburt (ca. 1847) stammende Haus des Argir Kuyumdzhioulu besucht, das heute das Ethnographische Museum beherbergt. Die Ausstattung vereint geschmackvoll westliche und osmanische Wohnelemente.
Nach der Stadtbesichtigung stand eine längere Fahrt auf dem Plan, es galt in den Südwesten Bulgariens, ins Pirin Gebirge zu gelangen. Die teils ziemlich kurvige Strecke führte zwar nicht durch eine hässliche Gegend, aber stundenlang durch Waldgebiet, was für einen Österreicher aber nicht unbedingt exotisch aufregend ist. Unterbrochen wurde die lähmend langweilige Partie nur durch eine Mittagspause in Bansko, dem Zentrum eines Schigebiets. Wie üblich kann mit einem Šopska Salat (ähnlich dem Griechischen Bauernsalat) oder einer Omlettvariante nichts schief gehen, obwohl die bulgarische Küche auch sehr gute Grill- und Eintopfgerichte kennt – womit die Hotelküchen aber leider kaum aufwarteten.
Die Erlösung von der langen Fahrt kam dann ganz im Südwesten des Landes, als das Rozhen Kloster erreicht wurde. Die im 13. Jhdt. gegründete Klosteranlage empfängt den Besucher wiederum mit einer wehrhaften Außenfassade. Im Innenhof wirkt es mit den groben Holzbalkonen fast wie ein alter alpenländischer Bauernhof, wäre da nicht die Kirche mit mit den im 17. Jhdt. hergestellten Fresken, die man auch an Teilen der Außenfassade findet.
Für etwas Belebung nach der langen Busfahrt sorgte schließlich noch ein Spaziergang auf einen der über dem Kloster gelegenen Hügel, wo man die Sandsteinformationen sehen konnte, für die diese Gegend bekannt ist.
Nur 6 km sind es ins nächste Dorf (eigentlich ist es die kleinste Stadt Bulgariens), das gleichzeitig auch das Tagesziel war. Das sehenswerte Melnik liegt malerisch in einem Tal. Von den einstmals 20 000 Einwohnern blieben nach den Zerstörungen des Balkankrieges 1913 nur wenige Hundert zurück, und auch viele der Häuser und Kirchen wurden damals zerstört. Was übrig ist, ist jedenfalls auch einen Besuch wert. Die Häuser mit ihrer typischen Architektur sind harmonisch in die schöne Landschaft eingebettet, was einen Spaziergang durch die Ortschaft zum Erlebnis macht. Bekannt ist Melnik auch für seinen Wein, den man in einem der zahlreichen Restaurants auch genießen kann. Gelegenheit den Ort zu besichtigen, bot sich am Abend und am Vormittag vor der Abreise. Wohin man auch spaziert, überall eröffnen sich hübsche Ausblicke.
Folgt man dem Tal der Struma von Melnik aus nordwärts so führt die Straße direkt bis Sofia. Nicht weit vor Sofia wurde zwischendurch ein Abstecher ins Rilagebirge gemacht. Nicht ohne Grund, denn dort liegt inmitten eines bewaldeten Hochtals auf 1150 m das bulgarische Nationalheiligtum, das Rilakloster, das die UNESCO auch zum Weltkulturerbe zählt.
Es geht auf den im 10. Jhdt. lebenden und später heilig gesprochenen Mönch Ivan Rilski zurück, der sich als Einsiedler in die Berge des Rilagebirges zurückzog. Andere Gläubige suchten seine Gemeinschaft, daraus entwickelte sich eine Kloster-gemeinschaft. Aus dieser frühen Zeit sind allerdings keine Bauwerke erhalten. Der älteste Teil ist der Chreljoturm im Klosterhof, erbaut 1355. Das Kloster wurde wurde öfter überfallen und geplündert bzw. fiel Bränden zum Opfer, zuletzt 1833. Deshalb stammt der wesentliche Teil des heute sichtbaren Baubestands aus dem 19. Jhdt.
1834-1837 wurde die Klosterkirche Sweta Bogorodiza errichtet, eine interessante Mischung aus traditioneller Kirchenarchitektur gepaart mit osmanischen und westlichen Einflüssen. Schon im offenen Säulengang wird der Besucher von farbenprächtigen Malereien empfangen. Die Maler der Schulen von Bankso und Samokov (darunter Sachari Sograf) schufen an der Außenseite mahnende Darstellungen über die auf die unterschiedlichen Sünden folgenden Höllenqualen, um diese der Versammlung der Heiligen im Paradies im Inneren gegenüber zustellen. Den einstigen Reichtum des Klosters erkennt man an der gänzlich vergoldeten Ikonostase.
Im Rilakloster Vielfältige immer wieder sehr schöne Blicke ergaben sich bei einem Rundgang im Hof des Klosters. Zusätzlich gab es noch ein kleines Museum zu besichtigen.
Damit konnte sich der Kreis schließen, es ging zurück nach Sofia.
Nach nächtlichem Sturm und Gewitter war der letzte Tag der Besichtigung Sofias vorbehalten. Auf einem Hügel über der Stadt in Regierungsgebäuden aus der kommunistischen Ära ist das sehenswerte Nationalhistorische Museum untergebracht, in dem Objekte aus der Steinzeit, Gold und Silberfunde aus thrakischen Gräbern sowie wunderschöne alte kirchliche Requisiten und Ikonen ausgestellt sind.
Unweit davon befindet sich die Kirche von Bojana. Aufgrund der außergewöhnlichen Fresken aus dem 13. Jhdt. gehört sie zum Welkulturerbe der UNESCO. Außen unscheinbar entfaltet sich im Inneren der drei verschachtelten Kirchen ► Fotos der Fresken ► Schätze der Welt eine unerwartete Pracht. Neben den biblischen Themen erwecken vor allem die Darstellungen des Stifterehepaares Zar Konstantin und seine Gattin Irina und des byzantinischen Kaisers Konstantin mit seiner Mutter Helena die Bewunderung der Fachleute, die in der Ausführung eine Vorwegnahme der Renaissance sehen.Etwas Freizeit bleib noch für einen freien Spaziergang durch die Einkaufsstraße bzw. den Markt in der Stamolov-Straße sowie des großartigen Ikonenmuseums in der Krypta der Alexander-Nevski-Kathedrale, bevor es wieder heimwärts ging.