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2019-09-22 - Mantua und Cremona |
2019-09-12 - Nah am Kaukasus in Kutaisi |
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2019-08-08 - Schönes Mährisch-Schlesien I - Um Krnov (Jägerndorf) |
2019-07-25 - Velehrad - Wiege des slawischen Christentums |
2019-07-22 - Lächeln, es blitzt |
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2019-06-20 - Nikon und/oder Fuji |
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2018-11-17 - Texte aus ferner Zeit |
2018-10-23 - Die Terrakottafiguren der Schallaburg |
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2018-10-03 - Zum Ferienende nach Triest |
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2018-08-15 - Imposante Mühle und Stadt an der Thaya |
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2015-04-25 - Frain - Von der Burg zum Barockschloss |
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2015-02-16 - Alles nur Theater? |
2015-01-14 - Stadt über der Thaya - Znaim |
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2014-09-24 - 10000 Schritte - Stadtwanderweg 3 |
2014-09-23 - Noch eins der mährischen Schlösser - Milotice |
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2014-09-10 - Dominkaner und Jesuiten in Wien |
2014-09-06 - Wo ist sie denn, die UNO-City? |
2014-08-22 - Mikulov/Nikolsburg - Liechtenstein in Mähren - Teil 3 |
2014-08-15 - Liechtenstein in Mähren - Teil 2 (Valtice/Feldsberg) |
2014-08-14 - My home is my castle |
2014-07-25 - Liechtenstein in Mähren - Teil 1 (Lednice/Eisgrub) |
2014-07-06 - Sommerresidenz mit Gartenpracht |
2014-06-15 - Hirnlos? |
2014-06-09 - Barocktage im Stift Melk |
2014-05-22 - Ausflug zu den Erzbischöfen von Olmütz nach Kremsier |
2014-05-08 - Vitamine für den Patienten |
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2014-02-20 - Tempel am Karlsplatz |
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2014-02-15 - National Geographic zu Gast im Westlicht |
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2014-01-19 - Bauzone Prater |
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2014-01-10 - Vom Rathaus zu Joseph Haydn |
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2013/09/05 - Wildschweine vor der Villa der Kaiserin |
2013/07/20 - Schiffsfahrt in Wien |
2013/07/08 - Einfach weg - Bratislava |
2013/01/15 - Winter - die märchenhafte Seite davon |
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Biegt man von der Ebene, die die March geschaffen hat, bei Otrokovice ins Seitental ab, das der Bach Lutoninka in der Hügellandschaft des Wisowitzer Berglands geformt hat, so kommt man am Talende, fast schon an der Ostgrenze Mährens ins Dorf Vizovice. Lange war das eine unsichere Grenzregion, die Hussitenkriege und Einfälle der Ungarn sorgten Beispielsweise dafür, dass ein Zisterzienserkloster nur vom 13. bis ins 15. Jahrhundert Bestand hatte und danach in Ruinen lag.
Um 1750 erweckte der spätere Bischof von Königgrätz, Hermann Hannibal von Blümegen, die Ortschaft. Er ließ ein vom französischen Barock inspiriertes Schloss errichten. Den Architekten Franz Anton Grimm kannn man übrigens in Brünn besuchen, wo seine Mumie in der Kapuzinergruft erhalten ist. Nach der Adelsfamilie von Blümegen ging der Besitz an die Herren von Stillfried über.
Ein schönes Schloss hatte ich mir da wieder für einen Besuch ausgesucht. Bei den Führungen durch das Schlossgebäude ist unter anderem eine riesige Fülle an hochwertigen Gemälden zu bewundern, die einstigen Besitzer haben ihre umfangreiche Kunstsammlung über die vielen Räumlichkeiten verteilt. Wieder einmal will ich aber auch die vielen kleinen Dekorationsdetails erwähnen, die oftmals vielleicht gar nicht so sehr in Auge springen, aber den Raumeindrücken einen sympathischen letzten Schliff geben. Seien es Schalen mit Nüssen oder Blumenarrangements auf Tischen, ein auf einem Stuhl abgelegter Mantel und Hut, bewusst platzierte alte Zeitungen, diese Details schaffen wesentlich mit die Atmosphäre, gerade soeben hätten die Bewohner nur kurz den Raum verlassen. Dabei wurden sie wie viele adelige Großgrundbesitzer bereits 1944 enteignet.
In den Jahren zuvor gab es in dieser Gegend bereits fürchterliche Vorkommnisse. Jäger der SS waren im Schloss einquartiert, um die in den Hügeln des Grenzlandes operierenden Partisanen zu bekämpfen. Schlimm traf das die Bewohner umliegender Weiler, die zwischen die Fronten gerieten. Von den Untergrundkämpfern zur Unterstützung genötigt, wurden sie von den deutschen Besatzern wegen Kollaboration vefolgt. Einige Ortschaften, wie beispielsweise Ploština wurden in Vergeltungsktionen vollständig ausgelöscht, nachdem die Einwohner ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht ermordet worden waren.
Dieser Schatten der Geschichte ist bei einem Rundgang durch die Schlossräumlichkeiten nicht sichtbar, noch weniger bei einem Spaziergang im großen Landschaftspark, der neben dem Schloss angelegt wurde und in dem das Sommerlicht seine Schatten wirft. Gut gefallen hat mir im Schloss auch die Tatsache, dass neben den prunkvoll ausgestatteten Räumlichkeiten der adeligen Besitzer einige Räume auch den Lebensumständen und den Arbeitsbedingungen des dienenden Personals gewidmet sind, jenen Menschen also, die möglichst unsichtbar hinter den Tapetentüren dafür sorgten, dass es den feinen Herren und Damen nicht an Komfort mangelte. Verwöhnt wurde ich auch, in der Chocolaterie beim Schloss.
Es hätte dem entspannten Tag sehr geschadet, wenn ich nach der Besichtigung des Schlosses noch an die Heimfahrt hätte denken müssen. Anders als auf der vielbefahrenen Bahnstrecke nach Brünn verkehren auf der östlichen Trasse Richtung Warschau nur wenige direkte Zugverbindungen ab Wien, Umsteigen mit Wartezeiten machte die Anreise etwas umständlicher. So suchte ich also nach einer Stadt, in der ich wieder einen netten Abend und die Nacht verbringen konnte. Die Entscheidung war ziemlich klar, wer hat schon von der immerhin fast 80 000 Einwohner zählenden Stadt Zlín gehört?
Wenn du jetzt wieder auf einen der romantischen Altstadtplätze wartest, einen solchen gibt es hier nicht. Das Stadtzentrum besteht aus ehemalige Fabrikshallen. Ich habe mich im besten Hotel der Stadt einquartiert, dem Interhotel Moskva. Ich muss zugeben, etwas skeptisch war ich auch angesichts dieser Vorgaben. Doch es war gar nicht schlimm, sogar sehr interessant und auf seine Art sogar sehr schön, wenn man die Entwicklung dieser Stadt erst einmal in Erfahrung gebracht hat und die Hintergründe dieser seltsam anmutenden Stadtanlage versteht.
Viele der Fassaden sind ähnlich, graue Betonrahmen wurden mit roten Klinkerziegeln ausgefüllt und je nach Verwendungszweck des Bauwerks mit unterschiedlichen Fenstern versehen. Diese Architektur stammt nicht aus kommunistischer Zeit, sondern reicht weiter zurück. Wir begeben uns in die frühen Jahre des 20. Jahrhunderts, die Habsburger Monarchie ging gerade ihrem Ende entgegen. Ford baute in Amerika Autos am Fließband, doch wenn in unseren Ländern jemand Schuhe benötigte, so ließ er diese als Einzelanfertigung beim Schuster herstellen und diese wertvolle Investition danach oftmals reparieren und flicken. So war es für den aus einer Schuhmacherfamilie stammmenden Tomáš Baťa (Thomas Bata) klar, dass die industrielle Revolution auch die Schuhherstellung umkrempeln sollte. In Zlín begann er mit der Massenproduktion von Schuhen. Immer modernere Maschinen, effizientere Arbeitsteilung und der Einsatz billigerer Materialen (z.B. Leinen) anstatt des teuren Leders sorgten für immer billiger herzustellende Schuhe. Erstmals wurden Schuhe nun auch im Einzelhandel angeboten, zu den 9er-Preisen wie wir sie auch heute noch kennen (“ein Paar leichter Sommerschuhe um nur 9,90.-”), beworben in Zeitungsinseraten und Kinotrailern. Diese am Schuhsektor neuartige Vorgangsweise sorgte für ein enormes Wachstum. Hatte Zlín zu Beginn dieser Entwicklung nur 3000 Einwohner, so waren um 1930 bereits über 30 000 Arbeiter in den Fabriken tätig.
Die Stadt war zum Weltzentrum des Schuhexports geworden. Der Unternehmer Bata musste nicht nur Produktionsstätten errichten, sondern wegen des sprunghaften Bevölkerungsanstiegs auch gleich eine ganze Stadt gestalten. Im Zentrum der neuen Stadt befanden sich die Werkshallen. Um den breiten Grünstreifen, der die Fabrikshallen umgiebt, wurden Sozial- und Freizeiteinrichtungen gebaut, Kaufhäuser, Schulen, Lehrlingsheime, ein Krankenhaus, das damals größte Kino Europas, Schwimmbäder, Sporthallen usw. Für die in Zlín allgegenwärtige architektonische Gestaltung sorgte die rasche und kostengünstige Fertigung der Gebäude als Stahlbetonskelette, die dann ihrem Zweck entsprechend ausgkleidet wurden. Kennengelernt hatte Tomáš Baťa diese Methode in Chicago, wo auf diese Art Wolkenkratzer aufgezogen wurden. Dieses Vorgehen wurde übernommen, ob Büro, Hotel oder Fabrik, alles wurde in einem Stahlbetongerüst, eine Einheit hatte immer 20 amerikanische Fuß (6,15 m), untergebracht. In alle Richtungen wuchsen Wohnsiedlungen mit viel Grünraum, natürlich ebenfalls von Bata finanziert. Die Stadtplanung stammt u.a. von Le Corbusier.
Es handelt sich bei Zlín also um die erste realisierte Planstadt im Stil des Funktionalismus, aufgezogen in den 1920er- und 1930er Jahren.
Exportiert wurde weltweit, die Rohstoffe wurden weltweit eingekauft, Zlín stieß an Wachstumsgrenzen. So wurden nach dem Muster dieser tschechischen Stadt in den Niederlanden (Batadorp), in England (East Tilbury, Essex), der Schweiz (Bata Park Möhlin), in Frankreich (Bataville) in Kanada (Batawa), in Indien (Batanagar) und in Brasilien weiter Firmenstädte gebaut. Ein globaler Konzern war in nur wenigen Jahrzenten entstanden. Zum Transport der Waren wurden Schiffe gekauft, Flugzeuge stellte man sogar selbst her (Flugzeugbau Zlín). Die beiden Weltkriege waren dem Konzern sogar durchaus wirtschaftlich zuträglich, die Truppen aller Kriegsparteien wurden mit Stiefeln made by Bata ausgestattet. Der Firmengründer Tomáš Baťa war 1932 bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen, sein Bruder Jan Antonín Baťa und später sein Sohn führten die Expansion weiter. Gegen Gewerkschaften wehrte sich die Firmenleitung, ob es sich aber um puren unternehmerischen Kaptialismus handelte, oder die allumfassende, auch mit strengen Regeln für die Beschäftigten einhergehende soziale Fürsorge des Unternehmens sogar vorbildlich war, darüber wird immer noch diskutiert.
Die Verstaatlichung unter der kommunistischen Periode hatten für Zlín große Auswirkungen. Die Stadt wurde nach dem Präsidenten Klement Gottwald in Gottwaldov umbenannt, erst 1990 folgte die Rückbenennung. Viele der erfolgreichen tschechoslowakischen Filmproduktionen entstanden in den Studios, die der Schuhkonzern für seine Werbefilme gegründet hatte. Die Schuhproduktion lief unter der Marke Svit weiter. Der weltweit operierende Bata-Konzern konnte auf seine tschechische Niederlassung inzwischen leicht verzichten, er steht bis heute in Familienbesitz und gehört zu den größten Schuhproduzenten weltweit, der allein in 26 Ländern produziert.
Hart getroffen wurde die Produktion in Zlín aber von der Wende, man war im Umfeld der Marktwirtschaft nicht konkurrenzfähig und musste die Werke schließen. Zlín stand vor einem Desaster, marode Fabrikshallen ohne Zukunft als Herz der Stadt. Das ist genau das triste Szenario, das ich irgendwie vor Augen hatte, als ich das erste Mal auf die Stadt Zlín stieß.
Davon ist aber erfreulicherweise heute nur mehr wenig zu bemerken. Einige der Hallen wurden restauriert und eine hochkarätige Technische Universität angesiedelt (Tomáš-Baťa-Universität, wie sonst). Inzwischen gilt Zlín als eines der Zentren in der Tschechischen Republik, wo Zukunftstechnologien hergestellt werden, angesiedelt ebenfalls in den ehemaligen Schuhproduktionsstätten. Andere Fabrikshallen wurden zu Museen umgestaltet, mit viel Aufwand wurde ein modernes Stadtbild geschaffen, das aber klar seine industriellen Ursprünge hoch hält und nicht von ungefähr etwas amerikanisch wirkt. Abends locken viele Kaffees und Lokale die jungen Studierenden, ich habe die Stadt als recht bunt und lebhaft erlebt. Mir hat es gut gefallen, eine spannende Stadt, die einen neuen Aufbruch geschafft hat.
Ein besonderer Besuchermagnet ist das 1938 eröffnete 16-stöckige Hochhaus 21 (nach amerikanischem Straßenraster benannt), einst die Firmenzentrale des Weltkonzerns, das zweithöchste gebaute Hochhaus Europas vor dem 2. Weltkrieg. Es wurde in den letzten Jahren sorgfältig saniert und dient der lokalen Kreisverwaltung. Im Erdgeschoss ist das originale Chefbüro zu besichtigen, untergebracht in einem klimatisierten Aufzug, der Boss konnte damit die Abteilungen seines Unternehmens anfahren. Von der Dachterrasse hat man einen großartigen Ausblick auf die Stadt und die umliegenden Wohnviertel mit der bewegten Geschichte. Bei einigen Gläsern Wein ließ sich über die Revolution sinnieren, die es von hier ausgehend ermöglichte, dass wir alle mehr als ein Paar Schuhe im Schrank haben und das nicht einmal als Luxus empfinden. Als kleinen Luxus sehe ich aber meine Möglichkeit, hier oben bei Sonnenschein und angenehmen Wind den Blick über die Stadt schweifen lassen zu können, während anderswo mühsam meine Schuhe gefertigt werden.
Die nächsten drei Bilder zeigen die dürftigen Reste, die von der Ortschaft vor der Industrialisierung übrig sind, das Schloss und zwei Gebäude am alten Hauptplatz.
Übrigens, auch das Hotel Moskva am Hang über der Firmenzentrale stammt aus der Zeit der Hochblüte des Baťa-Firmenimperiums. Es wurde als Gästehaus für die zu Besuch nach Zlín gereisten Geschäftspartner errichtet. Auch diese Haus wurde nach der Wende modernisiert und bietet einen modernen gehobenen Standard, der jenem westlicher Metropolen um nichts nachsteht. Ich entschuldige mich also für die aufgekommenen Vorurteile, Zlín ist zwar anders, aber jedenfalls einen Besuch wert.
Weiterführende Links mit Filmen zur Stadtgeschichte:
Am nächsten Tag hatte ich als Ziel Schloss Lešná (deutsch Leschna) ausgewählt (nicht zu verwechseln mit einem zweiten Schloss gleichen Namens). Die Anfahrt ist praktisch, liegt es nur 7 km nordöstlich von Zlín in der Freistadtler Senke (Fryštácká brázda). Die Grafschaft Fryšták (Freistadt), zu der es gehört, wurde 1724 von den Grafen von Seilern erworben. Das Schloss mit seinen vielen Türmchen wurde erst um 1890 erbaut. Das merkt man an der Innenausstattung, die sich mit seinen reichen Schnitzereien zwar an klassischen Vorbildern orientiert, zugleich aber auch den Stand der damaligen Technik integrierte, so gehörten Zentralheizung und Badezimmer mit Fließwasser zur Ausstattung.
Der Auftraggeber des Schlossbaus, Josef von Seilern und Aspang gehörte zu den anerkanntesten Vogelkundlern seiner Zeit, seine Sammlung an Vogeleiern erreichte fast 50 000 Exemplare. Im Gelände um das Schloss legte er einen Tierpark an, der bereits damals im frühen 20. Jhdt. zeitweise öffentlich zugänglich war. Die Grafen von Seilern wurden zwar 1945 enteignet und vertrieben, der Zoo (http://www.zoozlin.eu/) blieb aber bestehen und wurde auf eine sehr modernes Niveau gebracht. Nach der Besucherzahl ist es der zweitgrößte Zoo Tschechiens. In einem Rundweg durch das Gelände wandert man durch die Kontinente, die mit umfassenden Erklärungen und typischem Tierbestand repräsentiert werden. Ein Nachteil an den modernen großzügigen Gehegen ist, dass sich die Tiere wunderbar verstecken können, auch vor den Besuchern, so sind viele der Freiflächen scheinbar leer, nur zur Fütterungszeit kommen die Bewohner aus ihren Unterschlüpfen. Welche Unmenge an Tafeln, viele davon mit Ver- und Geboten, es in dem Zoo gibt wurde mir deshalb bewusst, weil sie nicht mehrsprachig sind und sich kaum eine davon mir erschloss. Übertretung habe ich offensichtlich keine begangen, denn nach einer Runde durch den Tierpark verließ ich ihn freiwillig, nach zwei schönen Tagen im östlichen Mähren blieb noch die Heimreise.
~~DISCUSSION:off~~