liakada-web

(c) Herbert Frank 2002 - 2020

liakada-web

(c) Herbert Frank 2002 - 2020

User Tools

Site Tools








Neu im Blog
2019-10-09 - Kastelle, Kathedralen und Genuss in Apulien
2019-09-22 - Mantua und Cremona
2019-09-12 - Nah am Kaukasus in Kutaisi
2019-08-13 - Schönes Mährisch-Schlesien II - Javornik
2019-08-08 - Schönes Mährisch-Schlesien I - Um Krnov (Jägerndorf)
2019-07-25 - Velehrad - Wiege des slawischen Christentums
2019-07-22 - Lächeln, es blitzt
2019-07-22 - Zu Besuch in Oberbayern
2019-06-26 - Versailles und Paris
2019-06-20 - Nikon und/oder Fuji
2019-06-08 - Barock in und um Melk
2019-05-24 - Im Norden Mazedoniens
2019-05-20 - Ewige Zweite - Thessaloniki
2019-04-27 - Blumen im Stadtpark
2019-04-26 - Ausflug nach Laxenburg
2019-04-20 - Fantastisches Córdoba
2019-03-27 - Frühlingseröffnung in Nîmes
2019-02-10 - Ab in die Lüfte
2019-01-11 - Rund und klein
2018
2018-12-16 - Es wurde Winter in Wien
2018-11-17 - Texte aus ferner Zeit
2018-10-23 - Die Terrakottafiguren der Schallaburg
2018-10-21 - Ein ungewöhnliches Schloss - Karlova Koruna
2018-10-18 - Wandern in den Pollauer Bergen
2018-10-03 - Zum Ferienende nach Triest
2018-09-20 - Schlösser südwestlich von Prag - Dobříš und Mníšek pod Brdy
2018-09-12 - Bella Sicilia - Urlaubstage in Syrakus
2018-09-03 - Berge und Meer - So schön ist Montenegro
2018-09-01 - Fotos auf Flickr
2018-08-17 - Schloss Eggenberg und Graz
2018-08-15 - Imposante Mühle und Stadt an der Thaya
2018-08-01 - Erstmals in Schlesien
2018-07-27 - Wo Joseph Haydn im Sommer arbeitete
2018-07-17 - Im Norden Tschechiens, diesmal Broumov
2018-07-14 - Weg zu Gott in Beton
2018-07-03 - Im Norden Tschechiens bei Nachod
2018-06-30 - Jugendstil im Wiental
2018-06-24 - Um Olmütz (Velké Losiny und Kroměříž)
2018-06-18 - Nach Frankreich nun bei den Franken in Würzburg
2018-06-01 - Nächtliches Eisenstadt
2018-05-22 - Barock im Mostviertel - Seitenstetten
2018-05-16 - Wien mit neuem Auge gesehen
2018-05-03 - Frühlingsduft in St. Marx
2018-04-26 - Tunis und Karthago
2018-04-13 - Dem Himmel nah - Porta Coeli und Zelena Hora
2018-04-11 - Athen und Ägina zu Ostern
2018-03-09 - Genussfrühstück unter Klimt
2018-02-25 - Gedenken an Franz und Sisi
2018-02-07 - Auch mal ein bisschen Schnee in Wien
2018-01-25 - Nebelgraues Wiener Neustadt
2018-01-19 - In Eisenstadt bei Esterhazy und Haydn
2018-01-11 - Stilvolle Hülle für Bücher
2018-01-10 - Neues aus Ruinen
2018-01-10 - Richtig oder Falsch?
2017
2017-11-11 - Staatskarossen
2017-10-25 - Insignien der Macht
2017-10-24 - Kaffee bei Rubens
2017-10-06 - Noch etwas Italien - Siena und Pisa
2017-10-02 - In und um Königgrätz III
2017-09-24 - Geschichte und Genuss auf Sizilien
2017-09-05 - In und um Königgrätz II
2017-08-27 - Ruhe in der Stadt
2017-08-03 - Kurzweil bei Budweis
2017-07-18 - Burg und Grün in Nové Hrady
2017-07-12 - Märchenschloss in Nové Hrady
2017-07-05 - Kutna Hora und Umgebung
2017-06-22 - In und um Königgrätz
2017-06-13 - Zwei Schlösser bei Zlín und eine etwas andere Stadt
2017-05-18 - Altstadt von Dubrovnik
2017-04-05 - Lucca und Pisa - Toskana im Frühling
2017-03-09 - Brünn - Kathedrale und Madonna von Veveri
2017-03-08 - Musik macht Freude
2017-02-22 - Salzburg in Grau
2016
2016-12-29 - Going 3D
2016-10-29 - Wieder eine reizvolle Kleinstadt - Třeboň
2016-09-28 - Schlösser bei Benešov
2016-09-21 - Ravenna - Spätantike und Frühchristentum
2016-09-21 - (Keine) Wahl
2016-09-06 - Monet in der Normandie
2016-08-06 - Apfelkuchen
2016-07-15 - Bootsfahrt zur Burg Veveri
2016-07-06 - Jindřichův Hradec und Červená Lhota
2016-06-14 - Kloster - Museum - Weinbau - Klosterneuburg
2016-06-04 - Meeresluft und Sonne in Valletta
2016-05-18 - Aus Trümmern auferstanden - Dresden
2016-05-13 - Kunst - Genuss
2016-04-28 - Wieder an der Moldau - Frauenburg und Budweis
2016-04-22 - Stein auf Stein mit Ankersteinen
2016-04-20 - Hotels
2016-04-15 - Andiamo a Napoli
2016-04-03 - Moldauaufwärts nach Český Krumlov
2016-03-19 - Wochenende in Prag
2016-03-02 - Über und in Bratislava
2016-02-16 - Winterabende zum Wohlfühlen
2016-02-07 - Auf Beethovens Pfaden
2016-01-29 - Virgilkapelle und Mozarthaus
2016-01-25 - Winterruhe
2015
2015-11-13 - Herbstlaubrascheln in Lednice
2015-11-05 - Kaiserwetter im Schlosspark
2015-10-31 - Herbst in St. Marx und im Winterpalais
2015-10-16 - World Press Photo 2015 im WestLicht
2015-10-15 - Musiksaison 2015-2016
2015-10-01 - Sternenhimmel über Telč
2015-09-16 - Glänzende Vergangenheit und Gegenwart - Kutná Hora
2015-09-02 - Klimt und die Ringstrasse im Belvedere
2015-08-28 - Die Schönheit barocker Machtenfaltung - Jaroměřice
2015-08-27 - Die Schönheit des Kleinen und Unscheinbaren - Třebíč
2015-08-22 - Joel Meyerowitz im Kunsthaus Wien
2015-08-14 - Schloss Lysice zum Sommerausklang
2015-08-13 - Blick über Donau und Wien
2015-07-31 - Schifffahrt durch die Wachau bis Melk
2015-07-30 - Lobpreis
2015-07-26 - Schloss Rájec nad Svitavou / Raitz
2015-07-22 - Spannende Arbeit
2015-06-17 - Barockjuwel Schloss Buchlovice
2015-06-05 - Fast wie Toskana - Bučovice / Butschowitz
2015-05-30 - Břeclav-Pohansko
2015-05-25 - Barock im Mostviertel
2015-04-29 - Wächter vor den Toren Wiens - Burg Kreuzenstein
2015-04-29 - Übersicht Ausflüge Tschechien
2015-04-25 - Frain - Von der Burg zum Barockschloss
2015-04-24 - Erblühen und Vergehen
2015-04-18 - Schmuckes Renaissanceschloss in Litomyšl
2015-03-21 - Frühling in Brünn
2015-02-21 - Mehr als Quargel - Olmütz
2015-02-16 - Alles nur Theater?
2015-01-14 - Stadt über der Thaya - Znaim
2015-01-02 - Fürstliches Winterpalais
2014
2014-12-30 - Im Lichte des Winters - Schloss Belvedere
2014-09-26 - Erzbischöfe prägen eine Stadt - Salzburg
2014-09-24 - 10000 Schritte - Stadtwanderweg 3
2014-09-23 - Noch eins der mährischen Schlösser - Milotice
2014-09-20 - Meine Ananas
2014-09-18 - Am Schneeberg
2014-09-17 - Am Ort von Napoleons Triumph
2014-09-10 - Dominkaner und Jesuiten in Wien
2014-09-06 - Wo ist sie denn, die UNO-City?
2014-08-22 - Mikulov/Nikolsburg - Liechtenstein in Mähren - Teil 3
2014-08-15 - Liechtenstein in Mähren - Teil 2 (Valtice/Feldsberg)
2014-08-14 - My home is my castle
2014-07-25 - Liechtenstein in Mähren - Teil 1 (Lednice/Eisgrub)
2014-07-06 - Sommerresidenz mit Gartenpracht
2014-06-15 - Hirnlos?
2014-06-09 - Barocktage im Stift Melk
2014-05-22 - Ausflug zu den Erzbischöfen von Olmütz nach Kremsier
2014-05-08 - Vitamine für den Patienten
2014-04-18 - Römerstadt Vindobona
2014-04-05 - Frühlingsduft und Vergänglichkeit in St. Marx
2014-03-26 - Schiele und Zeitgenossen im Leopoldmuseum
2014-02-20 - Tempel am Karlsplatz
2014-02-17 - Die Welt verändern
2014-02-15 - National Geographic zu Gast im Westlicht
2014-01-26 - Schwadrons Fliesen - oft mit Füßen getreten
2014-01-19 - Bauzone Prater
2014-01-11 - Augarten
2014-01-10 - Vom Rathaus zu Joseph Haydn
2014-01-05 - Fotoausstellung Michel Comte
2013
2013-12-25 - Ein Tag mit Tiffany
2013-11-08 - Besuch beim Nachbarn Johann Strauss
2013-11-03 - Wiener Ziegelmuseum
2013-11-01 - Herbstwanderung Troppberg
2013-10-26 - Stadtgeschichte am Nationalfeiertag
2013-10-15 - Herbstfarben am Friedhof
2013-10-02 - Orgelmusik erhellt die dunkle Jahreshälfte
2013-10-01 - Hofburg und Tafelsilber
2013-09-26 - Möbel und Architektur in Museen
2013-09-24 - Ein Palast für Kaiser und Könige
2013-09-20 - Ausblicke
2013-09-18 - Auf dem Kriegspfad
2013/09/16 - Ich gehe ins Kloster
2013/09/10 - Wein und Aussicht
2013/09/05 - Wildschweine vor der Villa der Kaiserin
2013/07/20 - Schiffsfahrt in Wien
2013/07/08 - Einfach weg - Bratislava
2013/01/15 - Winter - die märchenhafte Seite davon
2013/01/05 - Licht in den Regentag






Vom Rathaus zu Joseph Haydn


Nach der Johann Strauss Wohnung wollte ich eine weitere Musikerwohnung besuchen. Bei der Recherche bin ich darüber gestolpert, dass regelmäßig Führungen durchs Rathaus angeboten werden. Es war fast naheliegend, die beiden Besichtigungspunkte mit einem Spaziergang an diesem milden Tag (Wintertag schreibe ich erst gar nicht) zu verknüpfen.


Das Neue Wiener Rathaus

Mit der 1857 vom Kaiser getroffenen Entscheidung, die verteidigungsstrategisch vollkommen veralteten Stadtmauern abtragen zu lassen und die frei werdende Fläche ebenso wie das Glacis (unbebautes Schussfeld) zur Bebauung frei zu geben setzte ein unglaublicher Bauboom ein. Mit den Erlösen der an Adel und reiche Bürger verkauften Baugründe in bester Lage an der neu angelegten Prunkstraße (der Wiener Ringstraße) konnten zahlreiche öffentlich Bauten finanziert werden, die auch heute noch in bedeutender Weise das Stadtbild prägen.

Das Alte Rathaus in der Wipplinger Straße reicht längst nicht mehr für die Organisation der auf Millionenbevölkerung angewachsenen Stadt noch reichte es für die Repräsentationswünsche des aufstrebenden Bürgertums. Die Ausschreibung für einen Rathausneubau gewann Friedrich Schmidt (Biografie), der nach Studium in Stuttgart und praktischer Erfahrung in den Dombauhütten zu Köln und St. Stephan mit einem in neugotischem Stil abgefassten Entwurf angetreten war.

Von 1872 bis 1882 wurde der mit Steinen verkleidete Ziegelbau aufgeführt, inklusive des 99 m hohen Turms, der nur mit der aufgesetzten Statue (“Rathausmann”) die nebenan befindliche Votivkirche überragt.


 |Hautpfassade zum Rathausplatz |Neugotische Türme des Rathauses |Burgtheater auf der anderen Ringstraßenseite gegenüber dem Rathaus
Hautpfassade zum Rathausplatz Neugotische Türme des Rathauses Burgtheater auf der anderen Ringstraßenseite gegenüber dem Rathaus


Ungestört schöne Fotos von der zu Ringstrße und Rathausplatz hin gewandten Hauptfassade aufzunehmen ist gar nicht so einfach, denn fast das ganze Jahr über wird der Platz und die seitlichen Parks für Veranstaltungen genutzt. Nach Weihnachtsmarkt und Silvesterfeier werden nun gerade die Kühlbahnen verlegt, um das Eis für jene Wege erzeugen zu können, auf denen sich in Kürze Alt und Jung auf Schlittschuhen durch den Park und über die große Eisfläche bewegen werden können.

 |Rathaus Hauptfassade (Festsaalseite) |Gotisierender Schmuck am Turmansatz |Rathaus Rückseite (Gemeinderatssitzungssaalseite)
Rathaus Hauptfassade (Festsaalseite) Gotisierender Schmuck am Turmansatz Rathaus Rückseite (Gemeinderatssitzungssaalseite)


Die Rathausführung umfasst einige der Repräsentations- und öffentlichen Räumlichkeiten. Die Mehrzahl der ca. 1700 Räume sind Bürobereiche und werden natürlich nicht aufgesucht (man will ja keine Beamten bei der Arbeit stören ;-)).

Die Friedrich-Schmidt-Halle war ursprünglich die gedeckte Vorfahrt der Abgeordneten an der Rückseite des Rathauses, Stiegen führen hoch zum Sitzungssaal des Gemeinderats. Heute befindet sich dort die Stadtinformation, Informationsbrochüren aller Art liegen dort auf (auch Veranstaltungskalender für Touristen).

Der Stadtsenatssitzungssaal wird heute neben Senatssitzungen hauptsächlich für Ehrungen verwendet. Gemälde zeigen die letzten verstorbenen Bürgermeister, bevor sie ins Historische Museum weiterwandern.


 |Friedrich-Schmidt-Halle |Stadtsenatssitzungssaal |Stadtsenatssitzungssaal
Friedrich-Schmidt-Halle Stadtsenatssitzungssaal


Der ca. 70 x 20m große Festsaal wird ganzjährig für zahlreiche Veranstaltungen und Bälle genutzt. Orchesternischen an den Stirnseiten, eine Gallerie einerseits und die große Fensterfront mit vorgelagerter Loggia zum Rathausplatz begrenzen den Raum. Entlang der Wände stehen Statuen historisch bedeutsamer Persönlichkeiten, die zusammen mit dem Rippengewölbe doch etwas Rittersaalambiente in die große gotische Halle bringen. Bei der Generalsanierung 1999 wurden die letzten Kriegsschäden beseitigt (z.B. wurden die Fenstergläser rekonstruiert), der Saal erstrahlt nun nicht nur sprichwörtlich in altem Glanze. Für Großveranstaltungen können an den Saal anschließende Räume (z.B. Nordbuffet) einbezogen werden.


 |Der große Festsaal des Rathauses |Der große Festsaal des Rathauses |Der große Festsaal des Rathauses
Der große Festsaal des Rathauses


Im Gemeinderatssitzungssaal finden die Sitzungen des Gemeinderates und des Landtages statt. Wien ist ja eine Stadtgemeinde und seit 1920 gleichzeitig ein eigenes Bundesland. Folglich sind die 100 Abgeordneten in einer Wahl in den Gemeinderat (immer zuerst genannt!) und in den Landtag gewählt, der Bürgermeister ist ebenso Landeshauptmann. Trotzdem finden Gemeinderats- und Landtagssitzungen getrennt statt, mit unterschiedlichen Vorsitzführenden und strikt getrennten Tagesordnungen - irgendwie eigenartig.

Um es den Volksvertretern aber nicht zu schwer zu machen, gibt es nur einen Sitzungssaal, und der ist noch weitgehend original (die Fenster mussten nach dem Krieg nachgebaut werden) aus der Errichtungszeit mit prächtiger Kasettendecke und einem von Friedrich Schmidt entworfenen gewaltigen Luster (5m Durchmesser, über 3t schwer). Im Freskenzyklus entlang des oberen Wandabschnitts sind historische Ereignisse sowie Symbole für die Aufgaben des Gemeinderates dargestellt.


 |Sitzungssaal des Wiener Gemeinderates |Kasettendecke und Prunkluster |Gotische Bleiglasfenster
Sitzungssaal des Wiener Gemeinderates Kasettendecke und Prunkluster Gotische Bleiglasfenster


 |Huldigung Maria Theresia und Josef II. |Deckendetail |Sitzungssaal des Wiener Gemeinderates
Huldigung Maria Theresia und Josef II. Deckendetail Sitzungssaal des Wiener Gemeinderates


Jetzt muss ich dir eine Reihe Fotos zeigen, die scheinbar sehr ähnlich sind. Die Feststiegen (es gibt zwei, an beiden Seiten des Festsaals) lassen sich aber nicht auf ein Bild reduzieren, zu überwältigend ist der Raumeindruck der magischen Treppenanlage, die vorbei an der über 50m langen Gaderobe in den Festsaal führt. Für mich eindeutig das Highlight des Rundgangs.

 |Feststiege des Wiener Rathauses |Feststiege des Wiener Rathauses |Feststiege des Wiener Rathauses
 |Feststiege des Wiener Rathauses |Feststiege des Wiener Rathauses |Feststiege des Wiener Rathauses
 |Feststiege des Wiener Rathauses |Feststiege des Wiener Rathauses |Feststiege des Wiener Rathauses
Feststiege des Wiener Rathauses


Im Großer Arkadenhof komme ich wieder ans Tageslicht, nach all der gotisch geprägten Mittelalterstimmung passt der einem Klosterkreuzgang ähnliche Hof gut zur Akklimatisierung zurück ins Jetzt.

Schade, dass in der heutigen “Bauklotzarchitektur” kaum mehr Räume entworfen werden, die die Sinne so ansprechen wie sie in solchen älteren Bauwerken wie dem Rathaus zu finden sind.

Der Rundgang ist auch auf der Webseite des Rathauses nachzuvollziehen.


 |Großer Arkadenhof |Großer Arkadenhof |Großer Arkadenhof |Blick vom Großen Arkadenhof zum Rathausturm
Großer Arkadenhof



Jetzt will ich in Richtung Joseph Haydn weiter und muss dazu den 6. Bezirk Mariahilf durchqueren. Ein schöner Spaziergang mit auch einigem Sehenswerten am Weg.

Gleich hinter dem Rathaus steht das als K.u.k. Militärgeographische Institut errichtete Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen. Manchmal glitzert die goldenen Weltkugel schön im Sonnenlicht.


 |Militärgeographisches Institut |Da war ich doch
Militärgeographisches Institut Da war ich doch


Als Gegenpol zum an der Ringstraße gelegenen aristokratischen Burgtheater wurde hinter dem Rathaus das Theater fürs ordinäre Volk gebaut, auch wenn die Grenzen seit der Erbauungszeit nicht mehr so scharf sind (es gab damals ja auch noch kein allgemeins Wahlrecht für den Gemeinderat). Vorbei geht es am bedeutenden Kunsthistorischen Museum, vor dem Königin Maria Theresia umringt von ihren fähigen Beratern thront, darunter ihr Leibarzt Van Swieten. Eine der Reliefplatten stellt übrigens die Komponisten Haydn, Mozart und Gluck im Kindesalter dar.

Die wichtigste Einkaufsstraße Wiens, die Mariahilfer Straße, steht aktuell im Mittelpunkt heftiger Diskussionen, seit die kleine Rathauskoalitionspartei mit ihrem Prestigeprojekt ihre Respektlosigkeit vor dem Steuerzahler unter Beweis stellt - eine Fußgängerzone als Radfahrautobahn muss her, egal was es kostet. (Wer baut ein Testhaus, um es ggf. wieder wegzureißen ausser verantwortungslose Politiker?)


 |Vokstheater |Kunsthistorisches Museum |Experimentelle Fußgängerzone Mariahilfer Straße
Volkstheater KHM Mariahilfer Straße


Schneller bin ich, wenn ich das Museumsquartier durchquere. In die aus dem 18. Jhdt. stammenden Hofstallungen (für die 600 Pferde des Kaiserhofes) hielten nach Adaptierungen eine Vielzahl von Kultureinrichtungen Einzug, darunter das Leopoldmuseum mit der weltgrößten Schiele-Sammlung und das MUMOK (Museum moderner Kunst), die beide im großen Hof eigene moderne Museumsbauten erhielten.


 |Barocke Hofstallungen wurden zum Kulturzentrum |MUMOK |Leopold Museum
Barocke Hofstallungen MUMOK Leopold Museum




Joseph Haydns letzte Jahre


Direkt vor der Barnabitenkirche (auch Mariahilferkirche) (17. Jhdt.) an der geschäftigen Mariahilfer Straße stoße ich auf die erste Spur Joseph Haydns. Einige Jahrzente nach dessen Tod sammelten Verehrer des Musikers Spenden, um 1887 das von Joseph Natter geschaffene Denkmal direkt vor der Kirche enthüllen zu können.


 |Barnabitenkirche (17.Jhdt.) an der Mariahilfer Straße |Haydn-Denkmal vor der Barnabitenkirche |Auch die Esterhazys waren in Mariahilf, sie hatten ein Sommerpalais in der Vorstadt (heute Esterhazypark mit Haus des Meeres im Flakturm)
Barnabitenkirche Haydn-Denkmal vor der Barnabitenkirche Auch die Esterhazys waren hier


Bevor ich mehr über Joseph Haydn schreibe ist vielleicht zu Einstimmung (und zum daneben weiterlesen) etwas seiner großen Musik gefällig?


J. Haydn 1783, Cellokonzert Nr.2 in D, Allegro (Mischa Maisky)


Der große 1732 geborene Komponist Joseph Haydn startete bereits als Kind eine musikalische Laufbahn im Chor der Sängerknaben des Stephansdoms (1740-1749).

Nach Jahren in bescheidenen Verhältnissen mit Gelegenheitsaufträgen und als Musiklehrer kam er 1766 als Kapellmeister an den Hof der Fürsten Esterhazy. Die kunstsinnigen Fürsten Paul Anton und Nikolaus I. verlangten viel von ihm (Vorlegen von Kompositionen, Kammermusik für und mit der Fürstenfamilie und Opernaufführungen). Haydn konnte sich aber auch entfalten, ein ganzes Orchester stand ihm zur Verfügung. Mit den Fürsten wechselte er jahreszeitgemäß zwischen den Landsitzen in Eisenstadt, Schloß Esterhaza (im heutigen Ungarn) und den Wiener Palais. Sein Ruf als Musiker und Komponist gelangte dabei über den herrschaftlichen Hof hinaus. Mit dem Tod von Fürst Nikolaus 1790 verließ er diese Fixanstellung, die enge Bindung an die Esterhazy wurde aufgelöst.

Zwei Konzertreisen nach Londen brachten großen künstlerischen Erfolg und auch finanziellen Wohlstand. Mit schon über 60 Jahren kaufte er sich 1793 zwischen den Reisen ein Haus in der Vorstadt, in der Steingasse Nr. 73 in der Oberen Windmühle nahe Gumpendorf. Heute dicht verbautes Stadtgebiet hatte die Ortschaft damals dorfähnlichen Charakter mit Wiesen und Obstbäumen. 1797 bezog er das umgebaute Haus und verbrachte die letzten Lebensjahre bis zu seinem Tod 1809 dort.


 |Haydngasse heute |Haydns Wohnhaus |Der Hof von Haydns Haus
Haydngasse heute Haydns Wohnhaus Der Hof von Haydns Haus


Das Haus blieb im Andenken an den großen Komponisten erhalten und ist heute als Museum zu besichtigen. Die alten Farbschichten konnten entdeckt werden, so dass sich die Räume fast wieder in den Originalzustand versetzen ließen.


 |Joseph Haydn Ausstellung |Lange Jahre Wirkungsstätte Haydns im dienst der Fürsten Esterhazy - Schloss Esterhaza |Josehp Haydn ca. 1795, gemalt Johann Zitterer
Joseph Haydn Ausstellung Lange Jahre Wirkungsstätte Haydns - Schloss Esterhaza Haydn ca. 1795, Johann Zitterer


Von der Originalausstattung gibt es nur mehr zwei Musikinstrumente, eine Piano und ein Hammerklavier stammen aus Haydns Besitz.

Haydn bewohnte das Haus mit seiner Köchin, weitere Bedienstete kamen tagsüber. Seine Ehefrau, die Ehe war nie glücklich, lebte getrennt in Baden.

Viele Gäste beehrten den großen Meister in der Vorstadt. Zu seinen Freunden zählten u.a. W.A. Mozart (sie verband gegenseitige Bewunderung, waren auch in der gleichen Freimaurerloge) und L.v. Beethoven (Schüler Haydns).


 |Piano in der Schlafkammer Haydns |Hammerklavier (1796) im Salon |Ausstellungsraum
Piano in der Schlafkammer Haydns Hammerklavier (1796) im Salon Ausstellungsraum


 |Autograph der Kaiserhymne ( |Aufführung der Schöpfung im Festsaal der Alten Universität (heute Akademie der Wissenschaften) in Anwesenheit Haydns |Aufführung der Jahreszeiten in den Redoutensälen der Hofburg
Autograph der Kaiserhymne, heute Melodie der deutschen Nationalhymne Aufführung der Schöpfung im Festsaal der Alten Universität in Anwesenheit Haydns Aufführung der Jahreszeiten in den Redoutensälen der Hofburg


Haydn arbeitete bis zuletzt an seinen Kompositionen. Zu den größten Werken seiner Spätzeit, die in diesem Haus entstanden, zählen die beiden vom Stil Händels beeinflussten Oratorien “Die Schöpfung” und “Die Jahreszeiten”. Musikalisch hochstehend hinkt das Libretto in der Qualität nach. Gerne hätte Haydn Werke der Zeitgenossen Goethe und Schiller vertont, jedoch war der Texter und Übersetzer Gottfried van Swieten (Sohn von Maria Theresias Leibarzt) ein großer Förderer, Unterstützer und Berater von Haydn, so dass er die Texte nicht ablehnen konnte.

Napoleons Truppen belagerten 1809 gerade Wien, als Haydn in diesem Haus verstarb.


 |Joseph Haydn 1794, Bleistift von Georg Dance |Joseph Haydn mit Perücke 1802, Porzellan von Anton Grassi |Joseph Haydn mit Perücke 1802, Porzellan von Anton Grassi |Totenmaske J. Haydns, abgenommen vom Diener und Komponisten Johann Elßler (Vater der Tänzerin und Schauspielerin Fanny Elßler)
Joseph Haydn 1794, Bleistift von Georg Dance Joseph Haydn mit Perücke 1802, Porzellan von Anton Grassi Totenmaske J. Haydns, abgenommen von Johann Elßler



Ein Raum ist auch dem Komponisten Johannes Brahms (1833-1897) gewidmet, der ab 1872 in Wien lebte und hier verstarb (Ehrengrab am Zentralfriedhof).

Ein Gedenkraum Brahms hier bei Haydn? Etwas irritiert, war er bei Johann Strauss schon als Bekannter aufgetaucht, musste ich mir die zeitliche Folge der Komponisten veranschaulichen (die Zeittafel ist unterhalb). Nein, Haydn und Brahms konnten sich nie begegnet sein. Von den Wohnsitzen Brahms in Wien ist keiner mehr erhalten, weshalb ihm kein eigenes Museum in der Reihe der Musikerwohnungen zuteil werdenkann. Als Bewunderer Haydns fand er hier Unterschlupf.


 |Erinnerungsstücke an Johannes Brahms im Gedenkraum |Erinnerungsstücke an Johannes Brahms im Gedenkraum |Zeittafel einiger Komponisten (Auswahl)
Erinnerungsstücke an Johannes Brahms im Gedenkraum Zeittafel einiger Komponisten


 |J. Brahms um 1867, Öl von Karl v. Jagemann |Brahms Arbeitszimmer 1892, zwei Mal Brahm 1896 und Brahms 1896 zu Besuch bei Fam. Fellinger |Brahms 1896 zu Besuch bei Fam. Fellinger, Fotografie Maria Fellinger
J. Brahms um 1867, Öl von Karl v. Jagemann Brahms Arbeitszimmer 1892, zwei Mal Brahm 1896 Brahms 1896 zu Besuch bei Fam. Fellinger



Es gäbe noch einige Orte mit Kontext zu Hayn zu besuchen, eine liegt am Heimweg. Besonders die Wintermonate verbrachte die fürstliche Familie Esterhazy im Stadtpalais in der Wallnergasse im Stadtzentrum. Jahrelang war auch der Kapellmeister mit im Tross, um mit Kammermusik zu erfreuen und bei glanzvollen Festen für Musikuntermalung zu sorgen.


 |Stadtpalais Esterhazy |Stadtpalais Esterhazy |Stadtpalais Esterhazy
Stadtpalais Esterhazy



Ein paar Fotos vom Heimweg durchs Stadtzentrum zur blauen Stunde kann ich noch anbieten. Damit genug für heute. :-P


 |Luxus am Kohlmarkt, Blick zum Michaelertor der Hofburg |Graben mit der Pestsäule |Graben mit Pestsäule
Luxus am Kohlmarkt Der Graben mit Pestsäule
 |Vom Graben zum Stephansdom |Abendlicher Stephansdom |Abendlicher Stephansdom
Vom Graben zum Stephansplatz


 |Stephansdom-Haidentor zur Rotenturmstraße  |Ein schöner und interessanter Tag
Stephansdom-Haidentor zur Rotenturmstraße Ein schöner und interessanter Tag




~~DISCUSSION:off~~

This website uses cookies. By using the website, you agree with storing cookies on your computer. Also you acknowledge that you have read and understand our Privacy Policy. If you do not agree leave the website.More information about cookies