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Kurzweil bei Budweis


Schloss Kratochvíle


Schloss KratochvíleSchloss KratochvíleSchloss Kratochvíle


Die Sommertage wollte ich nicht ungenützt verstreichen lassen, so ließ ich mich also wieder nach Böhmen locken. Dass Sommer auch anstrengend sein kann, merkte ich auf dem nur 2,5 km langen Fußweg von der gut 20 km nordwestlich von Budweis gelegenen Kleinstasdt Netolice (deutsch Nettolitz) zur Ansiedlung Petrův Dvůr (deutsch Peterhof). Bei der extremen Hitze und Schwüle hätte nicht viel gefehlt und ich wäre in einen der Fischteiche gehüpft. Dieser Peterhof war ursprünglich ein zum Kloster Zlatá Koruna (deutsch Kloster Goldenkron) gehörender Gutshof, der im 15. Jahrhundert in den Besitz der Herren von Rosenberg gelangte. Diese sind mir ja keine Unbekannten, in Třeboň (deutsch Wittingau) und Český Krumlov (deutsch Krumau) besuchte ich ihre Residenzen, dort hatten sie bestehende Burgen zu Renaissanceschlössern umgebaut, von denen aus sie ihren gewaltigen, fast ganz Südböhmen umfassenden Herschaftsbereich verwalteten.

Hier im im Nettolitzer Hügelland ließen sie ein Schloss komplett neu errichten. Für das um 1585 erbaute Schloss Kratochvíle (gesprochen wie in Diele) dienten italienische Landhäuser als Vorbild. Die deutschsprachige Bezeichnung Schloss Kurzweil erklärt auch den Zweck dieses hübschen Anwesens, es war als Jagdschloss und für Festivitäten ausgelegt, für Staunen sorgten Kamele und Elefanten in den angeschlossenen Tiergehegen.


Schloss KratochvíleSchloss KratochvíleSchloss Kratochvíle
Schloss KratochvíleSchloss KratochvíleSchloss Kratochvíle
Schloss KratochvíleSchloss KratochvíleSchloss Kratochvíle


Schloss KratochvíleSchloss KratochvíleSchloss Kratochvíle
Schloss KratochvíleSchloss KratochvíleSchloss Kratochvíle
Schloss KratochvíleSchloss KratochvíleSchloss Kratochvíle


Das Schloss mag nicht besonders groß erscheinen, es verfügt aber über einige erstaunlich große Säle, dafür gibt es nur wenige Wohnräume und die Wirtschaftsbereiche wie Küche sind in die Gebäude beiderseits des von einem Turm dominierten Zugangstores ausgelagert. Gerade erst schweißtropfend angekommen, begann auch schon die Führung durch die die prunkvollen Räumlichkeiten. Schade, dass ich sie nicht in Bilder festhalten durfte, was die Kunsthandwerker der Renaissancezeit hier an prächtigem stuckgeschmückten Gewölben und Malereien schufen. Die Festsäle wurden auch mit reichlich Vergoldungen aufgewertet, wervollen Gobelins und farbenfrohe Gemälde bestimmen die edlen Raumwirkungen. So frisch aus der Sauna fühlte ich mich anfangs etwas deplatziert in diesen wunderschön gestalteten Gemäuern, kurzweilige Feste ließen sich hier aber auf jeden Fall gut feiern, die Gäste bewunderten den Reichtum des Gastgebers, den dieser mit diesem Schloss zur Schau stellte.

Der Erbauer des Schlosses, Wilhelm von Rosenberg konnte sich an diesem feinen Landschloss aber nur kurz erfreuen, er verstarb kinderlos nur wenige Jahre nach der Fertigstellung. Sein Bruder Peter Wok von Rosenberg erbte die gesamten Besitzungen. Die Vermählung des 41jährigen mit der erst 14 Jahre alten Katharina von Ludanitz (Kateřina z Ludanic) brachte keine Nachfolger hervor, so dass mit ihm das Geschlecht der Rosenberg ausstarb. Es folgten die Eggenberg und Schwarzenberg als Inhaber, ehe das Schloss verstaatlicht wurde.


Schloss KratochvíleSchloss KratochvíleSchloss Kratochvíle
Schloss KratochvíleSchloss KratochvíleSchloss Kratochvíle
Schloss KratochvíleSchloss KratochvíleSchloss Kratochvíle


Die Pracht der Innenräume habe ich ja schon geschildert, die Anlage ist jedoch ein Gesamtkunstwerk, das sich nur schwer in einem Foto dokumentieren lässt. Das Schlossgebäude und ein Renaissancegarten liegen auf einer von einem Wasserbecken umgebenen Insel, nur über eine Brücke zugänglich. Rund um dieses Wasserbecken liegen weitere Gärten, der umflaufende Weg ist von Spalierbäumen gesäumt. Umschlossen ist das Areal von einer Mauer, die von Nutzbauten unterbrochen wird und an der noch Reste der farbigen Malereien zu konservieren waren. Nur die Zugangsseite ist etwas wuchtiger ausgeführt, der Torturm kontrastiert mit der filigranen Anlage. In einer Ecke erbaute man die kleine Schlosskirche. Aussen eher unscheinbar begeistert das Innere mit bunten Fresken, die nach Vorlagen von Albrecht Dürer ausgeführt wurden.

Eine so schöne Schlossanlage, und dann lässt mich die Sonne so im Stich. Die Hitze war ja fast unerträglich, nur kündigten dunkle Quellwolken Gewitter an. Wie schön muss dieses faszinierend gestaltete Juwel erst bei blauem Himmel, der die Farben zum strahlen bringt und der sich in den Wasserbecken spiegelt, anzusehen sein. Mich hat dieses kleine allerfeinste Schloss wieder begeistert, aber gerne hätte ich auch dem gerecht werdende Bilder mitgebracht. Schade.


Gut erfassen lässt sich die Anlage aus der Luft:


Schloss KratochvíleSchloss KratochvíleSchloss Kratochvíle
Schloss KratochvíleSchloss KratochvíleSchloss Kratochvíle
Schloss KratochvíleSchloss KratochvíleSchloss Kratochvíle


Noch etwas machte es schwieriger, einigermaßen gelungen Fotos mitzubringen. In den kommenden Wochen ist das Schlossareal Aufführungsstätte eines Kunstprojekts. Überall standen Beleuchtungsbrücken, verliefen Kabel zu den vielen Lautsprechern, selbst im Wasser schwammen Kunstinstallationen (Gerümpelhaufen klingt weniger hochtrabend). Als ich den Kontrabass des Musikers sah, hoffte ich auf stimmungsvolle, dem Ort angepasste Musik. Er begleitete aber nur mit Quietschgeräuschen den modernen Tanz des Ensebles continuo.cz. Die Akrobatik, mit der sich die jungen Künstler bei ihrer Tanzprobe zu Boden warfen, zeugt von Können, das will ich den Tänzern auch gar nicht absprechen. Und trotzdem finde ich zu solcher modernen Kunst keinen Zugang, dachte ich, während mein Blick bei Kaffee und Kuchen im Schlosskaffee zwischen den engagiert-schwitzenden Künstlern und dem grazilen Renaissancebau und -gärten hin-und-her wechselte.


Schloss KratochvíleSchloss KratochvíleSchloss Kratochvíle
Schloss KratochvíleSchloss KratochvíleSchloss Kratochvíle



Abend in Budweis


NetoliceBudweisBudweis


Es sind doch vier Stunden Anreise von Wien bis Netolice, an einem Tag wieder heim reisen zu wollen würde die schönen Eindrücke zerstören. Da ist es doch viel besser, dem erfreulichen Tag einen ebensolchen Abend hinzuzufügen. So warteten in Budweis (tschechisch České Budějovice) bereits Hotel und Dusche auf mich. Die Erfrischung war an solch einem Tag eine notwendige Wohltat, wieder “mit mir im Reinen” konnte ich die köstliche Entenbrust in herzhafter Käsesauce auch richtig genießen. Nicht nur die berühmten Brauereien liefern Qualität, auch aus den Kellern der tschechischen Winzer kommen unterschätzte feine Tropfen. Satt, zufrieden und nach den langen vorangegangenen Arbeitstagen auch sehr müde will ich gar kein weiteres aktives Abendprogramm mehr, die nach der Tageshektik am Hauptplatz von Budweis eingekehrte Ruhe ist Kino genug, wenn das letzte Tageslicht schwindet und das nostalgische Ambiente des Platzes in das warme Licht der Laternen eintaucht. Nur das Plätschern des Brunnens begleitet die wandernden Gedanken, es tut gut, Zeit auch für solche Stunden des Glücklichseins, dazu auch mit ein wenig Sentimentalität, zu haben.


BudweisBudweisBudweis
BudweisBudweisBudweis


BudweisBudweisBudweis
BudweisBudweisBudweis


Die Müdigkeit war von Vorteil, sonst hätte ich vermutlich gerne das riesige 60 m² Hotelzimmer gegen ein Kämmerlein mit Klimaanlage getauscht. So aber konnte mich selbst die tropische Umgebung nicht wach halten, erst in den frühen Morgenstunden weckte mich anhaltendes Donnergrollen, ein heftiges Gewitter ging über der Stadt nieder und ließ angenehm kühle frische Luft durch die Fenster hereinströmen. Kein Grund für zeitigen Tagesbeginn also, doch selbst nach dem späten Frühstück hielt der Regen immer noch an.


BudweisBudweisBudweis


Die Tagesplanung war damit hinfällig, ein gemütlicher Kaffee noch in Budweis und ich trat die Reise heimwärts an.



Geschichtsabriss - Die Hussiten


Eigentlich hätte ich die Fahrt ja unterbrechen wollen, auf ungefähr halben Weg zwischen Budweis und dem Grenzort České Velenice hätte ich bei Trocnov einen kleinen Spaziergang in den Wald unternehmen und anschließend die Kleinstadt Borovany besuchen wollen (natürlich gibt es dort auch ein Schloss =)). Aber ein Waldspaziergang mit Regenschirm lockte mich nicht so recht, zumal es dort bis auf die Grundmauern eines alten Bauernhofes, einem kleinen Museum und einer monumentalen Statue nichts zu sehen gibt. Dieses Fleckchen im Wald ist die Jan-Žižka-Geburtsstätte, mehr als die tatsächlich sichtbaren Bauwerke geht es um die Geschichte, die an diesem Ort zu erzählen ist.

Immer wieder komme ich bei meinen Ausflügen nicht daran vorbei, von den Hussiten und von Zerstörungen im Zuge der Hussitenkriege zu berichten. Wie so oft verschmelzen bei den Hussiten ursprünglich religiöse Ansätze mit Machtpolitik, die dann auch mit Gewalt ausgetragen werden. Der Theologe und Reformator Jan Hus (ca. 1370–1415) wandte sich u.a. gegen die in der katholischen Kirche weit verbreitete Sittenlosigkeit und gegen den Ablasshandel und forderte eine Rückbesinnung auf die Aussagen der Bibel. Dafür bezahlte er mit seinem Leben, auf dem Konzil von Konstanz wurde er am Scheiterhaufen verbrannt. Einmal in die Welt gesetzt fanden seine Thesen aber weiterhin Anhänger und rege Verbreitung.

Nachdem das Geschlecht der Přemysliden Böhmen zu einem Königreich geeint hatte, traten nach ihrem Aussterben die eingeheirateten Luxemburger ihre Nachfolge an. Viel der lokalen Adelsgeschlechter empfanden dies als eine Art Fremdherrschaft, gegen diese fremden Könige, die eng mit den katholischen Bischöfen verbunden waren, man sich heimlich auflehnte. Da kam es gerade recht, dass ein militanter Zweig der Hussitenbewegung auch kleine Heere formte und gegen die Prager Zentralmacht zu kämpfen begann. Als Beginn der Hussitenkriege wird der Erste Prager Fenstersturz 1419 angegeben, bei dem von aufständischen Hussiten zehn Amtsträger des Königs beim Prager Rathaus getötet wurden. Ohne die Unterstützung von vielen kleinen Grafen und Herrschaften wäre dem Unterfangen wenig Erfolg beschieden gewesen, so aber konnten immer wieder königstreue Burgen eingenommen werden, Ortschaften in derem Eigentum wurden gebrandschatzt und auch größere Schlachten wurden mit neuer Kampfstrategie (Wagenburgen) gewonnen. Die hussitischen Armeen waren derart erfolgreich, dass sie weite Teile des Böhmischen Königreichs kontrollierten und in blutigen Plünderungszügen auch nach Niederösterreich, Schlesien, in die Laussitz und bis ins Vogtland vordrangen. Nach zahlreichen Niederlagen gelang es vereinten katholischen Heeren erst 1434 (im 5. Kreuzzug) in der Schlacht bei Lipan, die aufständischen Hussiten vernichtend zu besiegen. Verbunden mit den mititärischen Erfolgen war auch das Erstarken einer Böhmischen Identität, die dafür nachfolgend unter umso stärkeren Repressalien zu leiden hatte. Dies setzte sich auch unter dem 1526 auf den böhmischen Königsthron gekommen Ferdinand I. fort, der die bis 1918 andauernde Habsburgerherrschaft in Tschechien begründete, in der die katholische Religion und deutsch-österreichische Dominanz wesentlich stärker betont wurden, als beispielsweise in Ungarn.

Einer der frühen und erfolgreichsten Heerführer der Hussiten war eben jener Jan Žižka, der aus dem verregneten Wald stammt, wo ich sein Denkmal nun nicht besuchte. Aber eine gute Gelegenheit, sich dieses für Tschechien bedeutenden Kapitels seiner Geschichte zu erinnern.



~~DISCUSSION:off~~




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